Die Mundharmonika 
   


Luftstrom a bringt den Metallstreifen darüber 
zum Schwingen und erzeugt damit einen vom Plättchen abhängigen Ton. Bei Luftstrom b schwingt das andere Plättchen, das auf einen anderen Ton (andere Länge) gestimmt ist. 

Dieses Prinzip der "frei schwebenden" oder "durchschlagenden Zungen" erzeugt die Töne bei allen Mund- und Handharmonikas und beim Harmonium.


Werden Metallplättchen vom Luftstrom beim Ein- und Ausatmen direkt - und nicht wie bei der Maultrommel durch Anzupfen - in Schwingung gebracht (durchschlagende Zungen), so haben wir die Mundharmonika, deren Prinzip allerdings schon im 3. Jahrtausend v. Chr. als "Mundorgel" bei den Chinesen bekannt war. Der Luftstrom wird jeweils durch Kanäle zu den Zungen geleitet. 

Als Erfinder gilt Chr. Fr. L. Buschmann, der 1821 eine Mund-Äoline als Stimmgerät für den Orgelbau konstruierte. Schon 1827 hatte aber die Mundharmonika (durch Christian Meßner in Trossingen) einen Grad der Vollkommenheit erreicht, dass sich später auch ein Uhrmacher, Matthias Hohner (1833-1902), dafür interessierte und 1857 in Trossingen mit der Herstellung von Mundharmonikas in eigener Werkstätte begann. Die Stimmzungen wurden ursprünglich aus rundem Messingdraht gehämmert, später aber aus Messingblech ausgestanzt. Schließlich versah Hohner schon 1858 seine Mundharmonikas mit Metalldecken aus verzinntem Blech. Diese ersten diatonischen Instrumente konnten nur eine Tonart spielen und auch hier nur in der Tonika beim Hineinblasen und in der Dominanttonart bei Einziehen des Luftstroms. 
 


Hohner-Orchester I, Abb. 1

 
Knittlinger Oktav-Mundharmonika, Abb. 2


Wiener Oktav-Mundharmonika als Wender, Abb. 3

Bildnachweis
Abb. 1 + 2 Maurer, S. 283 - Abb. 3 Maurer S. 285


Neben diesen Einlochinstrumenten gab es bald in Oktaven übereinander gestimmte Mundharmonikas (Knittlinger Oktavstimmung). Dazu kam das Wiener "Tremolo"-Modell, bei dem zwar auch die Oktavstimmung übereinander vorhanden ist, doch sind die Zungen nicht genau auf die gleiche Oktavfrequenz gestimmt, sondern eine schwingt mit einer kleinen Abweichung. Das ergibt durch die Wellenüberlagerung einen tremoloartigen Schwebeton. (Mit dieser technischen Anordnung werden auch beim Akkordeon die Tremolotöne erzeugt.)  

 Die steigenden musikalischen Ansprüche an das Instrument führten in den 1920er Jahren zur Entwicklung der chromatischen Mundharmonika, die in verschiedenen Typen in Trossingen entwickelt wurde. Durch eine Schiebevorrichtung können damit auch Halbtöne gespielt und damit alle Tonarten beherrscht werden.

Um 1920 entstanden zunehmend ganze Orchester auch mit Bassinstrumenten. Allein in Deutschland gab es 1938 rund 6000 Mundharmonika-Orchester mit 300 000 organisierten Mitgliedern. Auch die Wende-Modelle wurden zahlreicher, mit denen in verschiedenen Tonarten musiziert werden konnte.

In den zahlreichen Alphütten und Gaststätten des Allgäus blieb die Mundharmonika in verschiedenen Varianten ein beliebtes Tascheninstrument.

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