Christof Kautzsch spielt auf einem
Trumscheit, Markt Wald 2001,
Nachbau nach Abbildung
v. M. Praetorius (1619)
von Hannes Hirle,
Mindelheim
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Geradezu
untypisch zeigt das Bild, wie ein Mann dieses seltsame Instrument
spielt, das dem Namen nach auf einen Gebrauch von Nonnen hinweist.
Frauen war nämlich bis Ende der Barockzeit das Trompetenspiel
untersagt.
Deshalb benutzten die Klosterfrauen im Gottesdienst bei konzertanten Messen dieses wie eine Trompete klingende
Instrument, das mit einem Geigenbogen angestrichen wird. "1737 berichtete der Schussenrieder Abt
über
ein solches Spiel. Während einer von ihm zelebrierten Festmesse in
seiner Heimatstadt Mengen ließ sich "bei der Musik ein Weibsbild auf der Trompete
hören, so künstlich und meisterlich, als man es von keinem
Feldtrompeter jemalen hört'."1
Das Trumscheit ist schon seit dem 12. Jh.
nachweisbar. Eine dicke Saite wird bei diesem kastenförmigen,
langen Instrument über zwei ungleich lange
Füße geführt. Der längere Fuß liegt nur lose auf der Decke des
Instruments, schwingt beim Anstreichen der Saite mit und überträgt
die Schwingung auf die Decke. Dies ergibt einen
schnarrenden, aus der Ferne trompetenähnlichen Klang. Auch
Praetorius meinte schon: "... und lautet von fernen viel
anmutiger / als wenn man nahe dabey ist".
Die linke
Hand greift weit oben nur die Knotenpunkte für die Flageoletttöne,
weshalb nur die Naturtöne erklingen können.
Weitere Saiten daneben
oder unter der Decke konnten frei mitschwingen, je nach Bauart des
Instruments.
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Vom 16. bis 18. Jahrhundert wurde das
Trumscheit auch in öffentlichen Konzerten gespielt. Lully,
Scarlatti u.a. schrieben spezielle Musik. Ein bekannter Virtuose war
J.P. Prin (1669-1742), der 367 Stücke komponierte. - Als Straßeninstrument hielt es sich
bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Quellen
1 Seifriz, Arno: S. 256; Wills S. 18; Praetorius; Lehn,
Hubert: Bauanleitung für ein Trumscheit aus der Zeit des Michael
Praetorius, in: REPORT 7, Zorneding, 1989
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