Fritz Hartmann (1926-2007)  
  
Zu seinem 75. Geburtstag, am 16.12.2001,  wurde Fritz Hartmann als Multitalent gefeiert:  Leiter des Kinderdorfes Siloah, Komponist, Organist, Lektor, langjähriger Kirchengemeinderat,  langjähriger Vorsitzender des Jugend- und Volksbildungswerkes, Vorstandsmitglied im Förderverein Jugendmusikschule, Sekretär im Rotary-Club und seit über drei Jahrzehnten Mitarbeiter der Schwäbischen Zeitung.

Geboren wurde Fritz Hartmann in Amberg, studierte Musik bei Prof. Max Sturm im Nürnberger Konservatorium, kam über das Kaufmännische zur Sozialarbeit und - für ihn "eines der wichtigsten Dinge" - zur freien Mitarbeit in der Lokalredaktion der Schwäbischen Zeitung. Fritz Hartmann, seit 1971 in Isny, war schon während seiner Zeit als Leiter des Kinderdorfes Siloah als Musikkritiker der SZ eng verbunden. Sein Kürzel F.H. ist vielen Isnyern längst ein Qualitätsbegriff. 

In einer Laudatio (SZ vom 15.12.2001) wird er beschrieben: Ein Mann der fachlich- fundierten und wohlformulierten Schreibe, stets mit dem Schalk im Nacken, ein von Heinrich Heine geprägter Ironiker und belesener Feuilletonist.

Doch Hartmann wäre nicht ein Multitalent, gäbe es nicht viele andere Schwerpunkte in seinem Leben. Zuvorderst steht der Komponist Hartmann. Ein Mann, der einmal von sich gesagt hat: "Meine Musik, das bin ich." Und der ergänzt: "Alles was ich an Freude und Trauer, an Liebe und Verlassenheit, an Kraft und Schwäche erlebe, steckt in ihr." Hartmann ist ein 'Grenzgänger der Musik' - den einen nicht populär genug, anderen noch zu wenig modern. "Zwischen Mozart und Donaueschingen", wie es einmal ein Laudator formulierte. Hartmanns Musik ist gewachsene, nicht künstliche Struktur, Musik zwischen klassischem Geist und der Lust am Experimentellen.

Ton: Adagio, aus dem Oboenkonzert, 1985, von Fritz Hartmann, Solist: Frieder Haakh

Mit einem besonderen Festkonzert wurde in der Isnyer Kirche St Georg Fritz Hartmann zum 75. Geburtstag geehrt. Seine Musik wird dabei folgendermaßen umschrieben:

Hartmanns Kompositionen, die beim Festkonzert zu hören waren, sind so vielseitig (und vielsaitig) wie er selbst. In Nürnberg hatte er nach dem zweiten Weltkrieg Klavier, Orgel und Musiktheorie studiert: Grundlage für sein kompositorisches Werk, das in der Tradition wurzelt und diese bald ironisch, bald wie improvisierend oder mit "gepfefferten Harmonien" gewürzt mit Leben füllt. Viele Kompositionen sind bestimmten Interpreten zugeschrieben, sind klar in der Tonsprache und ansprechend zu hören. Sie verstören nicht mit avantgardistischen Experimenten, doch ebensowenig scheut sich Hartmann vor einem kleinen Seitenhieb oder Stilbruch, der Fenster zu neuen Sichtweisen öffnet.

   
 
So spielt die "kleine Orgelfantasie für Harald Geerkens" mit einem kurzen prägnanten Motiv, das sich gut fortspinnen lässt und spielerisch weiterträgt. "Ein etwas freches Vor- und Nachspiel für Pater Paulus Blum" brachte schalkhaft fröhliche Jazzanklänge in die vermeintliche Strenge der Kirchenmusik. Der warme Grundklang der Bläser, Fanfarenklänge und federnder Rhythmus waren in der Intrada für Blechbläser dem Ensemble der Jugendmusikschule auf den Leib geschrieben - Herausforderung und Anspruch für die jungen Bläser. Vier Liedkantaten auf Choralmelodien zeigten in ihrer Klarheit die enge Verbindung Hartmanns mit der Kirchenmusik: schlichte Gesänge, die den Psalmtext, die Sprache in einem einfachen Chorsatz deklamierend in den Mittelpunkt rücken, von der Orgel schlicht begleitet oder mit jubilierenden Zwischenspielen überhöht.

Auch die Messe für einstimmigen Chor, Solo, Flöte und Orgel hatte die Eindringlichkeit der Aussage mit einfachen Mitteln zum Ziel. Die "romantische Seele" des Komponisten Fritz Hartmann kam schließlich in der Klaviersuite, die Hans Christian Hauser vortrug, und in den beiden für das Novalis-Trio entstandenen Klaviertrios zum Klingen: sprechende Motive, Glocken und Choralklänge im langsamen Satz, Temperament und Lust an Rhythmus und Motorik waren hier geistreich und wahrhaft spritzig vereint und, wie alles an diesem Abend, in herzlicher Verbundenheit mit dem Komponisten zum Klingen gebracht.

Quellen
Loskarn: Schwäbische Zeitung, Lokalteil Isny, vom 15.12.01
Glasenapp, Katharina: SZ vom 12.12.01 u.a.

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