Hugo Herrmann (1896-1967)

Am 19. April 1896 wurde Hugo Herrmann in Ravensburg geboren.  Er entstammt einer Lehrer- und Organistenfamilie und wählte nach dem Besuch der Volksschule in Würzburg und Ludwigsburg ebenfalls den Beruf des Volksschullehrers. Seine während der Studienzeit am Lehrer-Seminar in Schwäbisch-Gmünd zutage getretene starke musikalische Begabung fand allerdings nicht die entsprechende Förderung, so dass Herrmann auf autodidaktische Ausbildung angewiesen war. In Reichenbach (Heuberg) versah er 1914/15 sein erstes Schulamt, wurde dann zum Kriegsdienst einberufen und 1918 schwer verwundet entlassen. Nach einjähriger Schultätigkeit in Balingen wurde er als Lehrer und Organist nach Ludwigsburg versetzt. Von hier aus studierte er am Stuttgarter Konservatorium bei Oskar Schröter und setzte seine Studien später an der Berliner Musikhochschule bei Walther Gmeindl und Franz Schreker fort. Danach war er Lehrer, Organist und Chorleiter in verschiedenen Städten Württembergs, u.a. in Ludwigsburg und Stuttgart, wo er auch als ausübender Künstler (Klavier, Orgel) hervortrat. In dieser Zeit veröffentlichte er seine ersten Kompositionen, darunter op. 4, das Minnespiel, nach Gedichten Walthers von der Vogelweide. Auf einer 1923 nach den USA unternommenen Konzertreise fasste Herrmann den Entschluss, zunächst in der Neuen Welt zu bleiben. Er war dort u.a. Organist und Kantor in Detroit (Michigan). 

1925 kehrte er nach Deutschland als Lehrer, Organist und Chorleiter zurück. Durch Vermittlung Paul Hindemiths erhielt er 1926 in Donaueschingen von Ernst Hohner den Auftrag, eine Originalkomposition für Akkordeon zu schreiben. Ein Jahr später begründete er mit seinen Sieben Neuen Spielmusiken die Neue Musik für Akkordeon. Dadurch wurde eine Verbindung mit der Fa. Hohner in Trossingen angeknüpft, die 1935 zur Berufung Herrmanns als Direktor der (später staatlich anerkannten) Städtischen Musikschule Trossingen führte. Herrmann erhielt 1949 den Professoren-Titel.

Ton: "Intermezzo amoroso", von Hugo Herrmann, Orchester Alfred Sedelmayr (Aulendorf), um 1980

Herrmanns kompositorisches Schaffen fand in vielen Ehrungen Anerkennung, u.a. durch Verleihung des Schubert-Preises (1928) und durch einen Staatspreis für die 1930 im Auftrag für das Staatstheater Wiesbaden geschriebene Oper Vasantasena. 1938 regte Herrmann die Gründung des Schwäbischen Komponistenkreises an, 1953 die Gründung des Deutschen Akkordeonlehrer-Verbandes (Sitz Frankfurt). Besonders eng ist Herrmanns Name mit zahlreichen Musikfesten und Musiktagungen verbunden, u.a. mit den Pfullinger Kammermusik-Festen 1930-1933, der Mannheimer Neuen Chormusik 1932, den Donaueschinger Musiktagen 1934 bis 1937 und deren Wiederaufleben nach dem 2. Weltkrieg, schließlich mit den 1945 erstmals durchgeführten Trossinger Musiktagen. Er war Gauchormeister im Schwäbischen Sängerbund und Vorstandsmitglied im Deutschen Komponisten-Verband. Bis zu seiner Pensionierung Ende 1962 leitete Herrmann die Städt. Musikschule Trossingen und lebte dann bis zu seinem Tode in Stuttgart. Als Mitbegründer der Neuen Chormusik Ludwigsburg 1950 hatte er wesentlichen Anteil an der Wiederbelebung der Laienchorliteratur. 1952-1967 war er Bundeschormeister des Schwäbischen Sängerbundes. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse am Bande ausgezeichnet. 1961 erhielt er den Valentin-Becker-Preis für sein Chorwerk Frau Nachtigall und die Konradin-Kreutzer-Medaille des Badischen Sängerbundes. 1966 wurde ihm die Würde eines Ehrensenators des Hochschulinstituts für Musik in Trossingen verliehen. Er starb am 7. Sept. 1967 in Stuttgart.

Herrmann neigte ursprünglich zur geistlichen Musik und erstrebte das Amt eines Domkapellmeisters. Sein Lebensgang jedoch wies ihn in die weltliche Sphäre. Er versuchte, diesen Zwiespalt in seinen Werken auszugleichen. Das chorische Laien- und das instrumentalen Volksmusizieren bilden einen geschlossenen Komplex innerhalb seines Gesamtwerks.

(nach  MGG Bd. 06, S. 274 ff. (c) Bärenreiter-Verlag 1986)

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