Alois Lohmiller
(26.02.1934 - 10.07.2019)
von Reiner Schuhenn, 1992, ergänzt
(W. Benz) mit Grafik und Tonbeispielen
Alois Lohmiller zählt unter den Komponisten eher zu den "Stillen
im Lande", die aus ihrer Person kein großes Aufhebens machen, um
Aufführungen ihrer Werke keinen spektakulären Wirbel. Aber er
zählt zu denjenigen, die etwas zu sagen haben. Wenn er über
sich und seine von ihm geschaffene (Kirchen-) Musik nachdenkt, dann
bemüht er ein biblisches Gleichnis:
"Mir steht da immer das
Gleichnis von den Talenten vor Augen. Wie viel ich davon bekam, ist
dabei sekundär. Kirche ist für mich primär Gemeinschaft,
und dieser Gemeinschaft stelle ich mich, ihr zu dienen ist mir wichtig,
nicht aus ihr herauszuragen. Musikalische Fähigkeit ist ein
"Charisma" unter anderen Charismen. So verstehe ich mich als Musiker,
als Komponist".
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Manuskript von
einem Tanzsatz nach
alter Melodie (Webertanz) - hier gekürzt, ohne Vorspiel und Auftakt |
Umfangreich und vielseitig ist sein
Werkverzeichnis (s.u.). Wie er selbst nicht laut und auf sich selbst
zeigend daher kommt, sondern eher ruhig, sensibel und feinnervig
(vielleicht auch ein bisschen misstrauisch, wenn er z.B. sein
Gegenüber bei einem Gespräch etwas verschmitzt über die
Brille hinweg ansieht), so ist auch das Kennzeichen seiner Musik nicht
plakatives Pathos, lärmende Orchesterbesetzung großen
Formats und schrille, provozierende Dissonanz, sondern eine feinlinige
Struktur, zarte Bewegung und klangsinnliche Ästhetik, Melodik, die
aus dem Nichts kommt und - gleich der Gregorianik - wieder einstimmig
in die Stille führt, seine Orgelwerke sind behutsam ausgehört
in der Verbindung von Konsonanz und Dissonanz, seine Chorwerke sind
beseelt von der rhythmischen Eigenheit des Textes und seine
Liedsätze lassen einen "Tonsetzer" erkennen, der mit wenigen
Mitteln Vieles erreicht, den "Geist" einer Melodie trifft, ihn in
anderen Stimmen fortsetzt. Seine Sätze klingen - um es kurz zu
sagen - einfach gut.
Tonbeispiele: "Muss
i denn", Chorsatz (Singkreis Leutkirch, Lt. Josef Fleschhut,
1986)
"Mädel
putz dich", Bläsersatz (Instrumentalquartett Leutkirch),
1986
Abendlied,
Chorsatz (Singkreis Leutkirch, Lt. Josef Fleschhut, 1986)
Alois Lohmiller wurde am 26. Februar 1934 in Börstingen bei
Tübingen geboren. Seine Biographie verbindet er im eigenen
Erzählen immer mit Stationen seines kompositorischen Wirkens. Im
Folgenden sei ein Gespräch wiedergegeben, das ich am 9. Dezember
1991 mit Alois Lohmiller in seinem Haus in Aichstetten geführt
habe.
"Die Orgel hat mich als Kind schon
fasziniert. Als ich die Orgel zum ersten mal hörte, war ich
erschrocken. Sie war mir zu übermächtig. Mit der Zeit habe
ich mich mit der Orgel angefreundet. Im Rahmen der Schulausbildung im
Bischöflichen Knabenseminar hatte ich zuerst Klavierstunden, mit
dreizehn Jahren wurde ich dann für die Dauer von zwei Jahren
Organist. Es war eine musikalische "Umbruchszeit", für das damals
neue Gesangbuch gab es noch keine Orgelsätze, und da ich der
einzige war, der sie frei begleiten konnte, wurde ich Organist.
Orgelunterricht hatte ich immer nur sporadisch, nie kontinuierlich. Mit
13/14 Jahren habe ich begonnen, mich für Harmonielehre zu
interessieren. Ich begann mir den Tonsatz improvisierend anzueignen,
dann las ich nach, ob es stimmte, was ich da gemacht hatte. Fast immer
fand ich dann eine Bestätigung - das hat unheimlich Spaß
gemacht!
Den ersten regulären Tonsatzunterricht bekam ich bei Dozent Mahl
an der Pädagogischen Hochschule Weingarten; Tonsatz hatte ich mir
zum Wahlfach gemacht. Wir mussten dort z. B. alle Schemelli-Lieder von
Bach im Generalbass aussetzen und in allen Tonarten spielen.
In Stuttgart nahm ich einmal in der Woche an meinem freien Tag an der
Musikhochschule Unterricht bei Prof. Karl Michael Komma; in Trossingen
nahm ich an den Hochschulkursen von Helmut Degen teil. Privaten
Kompositionsunterricht hatte ich außerdem bei Bernhard
Rövenstrunk.
Immer wieder habe ich schon früh eigene Liedsätze
geschrieben. Erste größere Kompositionen entstanden auf
Anregung von Pfarrer Karl Rupp in Kiebingen, der damals die
St.-Paulus-Chorknaben leitete; er beauftragte mich, zum Weihnachtsfest
für ihn etwas zu schreiben, eine Mitternachtsmesse. Für die
Chorknaben habe ich dann insgesamt vier Proprien geschrieben. Der
Vorteil: Ich konnte das, was ich geschrieben hatte, gleich hören,
wie es klingt. Ich musste selten ändern. Den Klang, wie ich ihn
wollte, hatte ich genau getroffen. Einmal rief Pfarrer Rupp morgens um
halb sieben Uhr an. In vierzehn Tagen, sagte er, sei ein
Rundfunkgottesdienst, bei dem die Theologen vom Wilhelmsstift in
Tübingen singen sollten. Aber er habe kein Material und heute
Abend sei auch schon die erste Probe ... Er komme um 19 Uhr um die
ersten Blätter abzuholen. Ich griff zum Propriumstext, las ihn,
las ihn rhythmisch. Denn der Rhythmus transportiert dann die anderen
musikalischen Dinge, er ist das Gerüst der Musik. Bis ich um halb
acht Uhr in der Schule war, hatte ich das meiste schon im Kopf, ich
musste es am Nachmittag dann nur noch aufschreiben. Am "Sonntag der
Medien" wurde der Propriumszyklus dann aufgeführt.
Später hatte ich selbst Chöre, die ich leitete; für
deren Eigenbedarf habe ich auch viel geschrieben.
Meine ersten Stellen als Lehrer hatte ich in Seebronn, Wendelsheim, und
Hirschau bei Tübingen. In Kiebingen habe ich oft die Orgel
gespielt, eine ganz neue Rieger-Orgel. Zuletzt wurde ich nach
Aichstetten versetzt an die Schule. Für die Schulpraxis habe ich
auch einige Liedkantaten geschrieben. Für Herrn Albert Roth aus
Leutkirch zum Beispiel, er ist Chorleiter, entstand zahlreiches;
Höhepunkt war ein "Libera nie" in memoriam CJL, auch mehrere
Liedkantaten. Später waren es Günther Rahn in Isny und Josef
Fleschhut (Leutkirch), die mich immer wieder beauftragten, für den
Chor etwas zu schreiben, bei Fleschhut auch für Dekanatstage und
für das Amt für Kirchenmusik in Rottenburg."
R. S.: Ihre Werke sind also fast ausnahmslos Auftragskompositionen.
Ja, ich fange immer beim Textrhythmus an, lese ihn und beginne ihn zu
verinnerlichen. Durch die Verinnerlichung des Textes formt sich dann
Musik daraus. Auch die weltlichen Kompositionen sind als Auftrag
entstanden, auch die Lieder nach Texten von Sepp Mahler. Die Bilder von
Sepp Mahler haben mich schon immer fasziniert; ich habe Mahler einmal
persönlich kennen gelernt, als ich eine Ausstellungseröffnung
von ihm rezensieren musste. Später begeisterten mich seine Texte,
und zwar so sehr, dass ich einen Tag nach dem Lesen damit begann, sie
in Musik zu realisieren, wobei es für mich wiederum sehr wichtig
war, dem Sprachduktus nachzugehen. Den Sprachrhythmus, die Hebungen und
Senkungen der Sprachmelodik, setze ich um, gebe ich mit musikalischen
Mitteln wieder. Ähnlich ging es mir bei den Texten von Nelly
Sachs, aus denen ich eine Kantate gemacht habe, die bei einer
"Internationalen Bodenseetagung" aufgeführt wurde."
R.S.: Wie ist das Vorgehen bei Werken ohne Text, bei reiner Instrumentalmusik?
"Da gehe ich vom Klang des Instrumentes aus. Ich vergegenwärtige
mir die Eigenheiten eines bestimmten Instrumentes. Ich habe da schon
für die abenteuerlichsten Besetzungen geschrieben ... Da gilt es,
die Gegebenheiten des Instrumentes zu empfinden.
Weitere Anregungen zu Kompositionen habe ich von meinem Freund Herbert
Jess bekommen, ich sollte beim "Pro-Organo"-Verlag mitmachen. Die
Verlagsgründung, das Verlagskonzept haben wir zusammen mit Herrn
Prof. Komma entworfen; ich bin deswegen öfters zu Komma
hingefahren. Jess bekam dann Verbindung zu Petr Eben, zu Jean Langlais
und Gaston Litaize. Wir sind auch dazu übergegangen, speziell
für die Verlagsarbeit Aufträge zu vergeben. Was sonst an
Anfragen und Zusendungen kommt, ist kaum zu einem Prozent brauchbar . .
.
R.S.: Üben Sie heute noch regelmäßig Organistendienste aus?
ja, in evangelischen Gottesdiensten. Die ev. Gemeinden in Aitrach,
Hauerz, Tannheim und Aichstetten haben keinen Organisten. Mich
interessiert es, die Welt des ev. Chorals zu erleben, dazu
Choralvorspiele zu improvisieren. Ich komme zur Orgel, schlage das Buch
auf und sehe einen mir unbekannten Choral, den ich schnell aufzufassen
versuche, um dann darüber zu improvisieren ...
Seit zwei Monaten bin ich pensioniert. Zunächst fühlt man
sich in einer Art Niemandsland; ich versuche jetzt erst wieder
Fuß zu fassen."
Im Laufe des Gesprächs äußerte sich Lohmiller auch zu eigenen Werken, zu seinen kompositorischen Vorlieben.
"Ich liebe den Tritonus sehr und er ist öfters konstruktives
Element. Ich komponiere gerne von Intervallverhältnissen aus. Da
habe ich bestimmte Intervallkombinationen, von denen ich ausgehe."
R.S.: Haben Sie auch die Zwölftontechnik angewandt?
Ja, ich habe sie ausprobiert, aber nur soviel für mein eigenes
Schaffen übernommen - quasi als Prinzip - dass gleiche Töne
nicht unmittelbar aufeinanderfolgen sollten, aber nicht im Sinne einer
Reihe, sondern vom Wesen der Musik her, dass Tonwiederholungen
unmittelbar ausgeschlossen sind oder sehr stark "eingeschränkt"
werden ...
Mein Schwerpunkt liegt auf der geistlichen Vokalmusik. Mich fasziniert
vor allem der Gregorianische Choral, den ich immer wieder in eigene
Werke einbeziehe und verarbeite."
R.S.: Von welchen Komponisten lässt sich Alois Lohmiller "beeindrucken"?
"Ein Vorbild - wenn auch nicht im Sinne einer Nachahmung - wären
für mich die Werke von Stravinsky, die Psalmensinfonie, die Messe,
die einfachen Werke: das "Ave Maria" und das "Pater noster". Die
Begegnung mit Stravinsky war für mich eine entscheidende Anregung,
ein "Schlüsselerlebnis". Wenn man aus unserem Jahrhundert eine
mustergültige Messkomposition auswählen müsste, dann
wäre es für mich die Messe von Stravinsky, sie ist
maßstabsetzend für eine zeitgemäße, liturgische
Musik überhaupt. Stravinsky kommt ja sehr stark vom Sprachrhythmus
her. Dieses Denken habe ich bei ihm gelernt. Auch bei einer
Orgelimprovisation stellt man sich einen Text, Sprache vor.
Ich habe eine ganze Reihe von schwäbischen Volksliedern
geschrieben. Das sind ganz einfache Sätzchen, bei denen aber auch
die Stimmführung Priorität hat. Wenn ich einen Liedsatz
schreibe, so versuche ich so intensiv wie möglich den
Liedcharakter in mich aufzunehmen und daraus den Liedsatz zu schreiben.
Es ist absolut sinnlos, ja dumm sogar, dem Lied irgendeinen Satz
aufzusetzen, der nicht aus der Melodik des Liedes herauskommt, wo sich
die Melodik nicht in den einzelnen Stimmen fortsetzt. Das betrifft auch
die Harmonisierung von Liedern und Chorälen beim Orgelspiel, man
muss das Eigentümliche herausheben, verdeutlichen. Man muss dem
Lied, nicht irgendeiner Marotte gerecht werden..."
R.S.: Warum schreiben viele Komponisten dieser Zeit so wenig für die Kirchenmusik?
"Wahrscheinlich wegen der eingeengten Möglichkeit und der beschränkten Breitenwirkung. Wenn
es "nur" im Gottesdienst aufgeführt wird, bleibt es in
einem "internen" Rahmen, es ist nach außen wenig zu gewinnen.
Auf der anderen Seite schreibe ich sehr gerne für Laienchöre,
wo man den Leuten, die dort singen, wirken und auch hören, etwas
vermitteln kann. Und das finde ich viel schöner als die
Breitenwirkung: das Erlebnis für den Laien. Vor allem bei meinem
"Libera me" und bei meiner Messe habe ich das erfahren. Zu Beginn
weichen die Sänger vor neuer Musik zurück, verstehen sie
nicht. Es kommt natürlich auch darauf an, wie man ein neues
Stück angeht, dass man vielleicht zuerst die Stellen nimmt, die
eingängiger sind. Vom Schluss-Satz meines "Requiems" war der Chor
"ganz weg", und vom Schluss-Satz her hat sich den Sängern das
ganze Stück eröffnet, genau so, wie ich es gemeint habe.
Plötzlich sagt ihnen das Ganze zu und sie spüren sich durch
diese Musik getragen. Das ist eigentlich das Schöne - etwas
Schöneres kann sich ein Komponist gar nicht vorstellen, dass es
Menschen gibt, die durch seine Musik getragen werden, dass er mit
seiner Musik etwas geben, schenken, etwas vermitteln kann, auch
religiöse Erfahrung: Das ist das eigentliche Grundmotiv für
mich!
Musik ist eine nonverbale Kunst. Als Herr Fleschhut meine "Missa ex D"
zur Aufführung bekam, wollte er, dass ich ihm nichts über das
Werk sage, die Noten sollten für sich sprechen. Und er hat es
genau so aufgeführt, wie ich es wollte, ganz exakt. Die Musik
braucht für einen anderen keinen verbalen Transport, sondern die
Musik spricht für sich. Ich halte nichts davon, wenn man sie lange
erklären muss. Musik, die nicht unmittelbar anspricht, die spricht
auch später nicht mehr an, wenn man sie erklärt hat. Sie geht
andere Wege, das ist ihr Wesen. . ."
R. S.: Welche Anregung würden Sie einer Kirchenmusikausbildung geben?
Bei der Tonsatzausbildung darf meiner Meinung nach die Harmonielehre
auf keinen Fall vom Kontrapunkt getrennt werden, denn jeder
vierstimmige Satz muss vom Kontrapunkt bestimmt sein, es muss
Stimmbalance bestehen, und das lernt man nicht in der Harmonielehre.
Ich würde nicht bei Palestrina, sondern beim Bachschen Kontrapunkt
beginnen; als Vorbild würde ich die Bach-Choräle nehmen. Die
Choräle sind für alle Zeiten - und unanhängig vom Stil -
maßstabsetzend. Das zweite wichtige Standbein als Kirchenmusiker
sollte die Improvisation sein, weil in der Liturgie sehr viel ad hoc
geschehen muss, sodass man das, was man vom Wort her aufnimmt,
musikalisch umsetzen kann. Gesprochenes Wort und Musik müssen im
Gottesdienst eine Einheit bilden. Denn der Organist ist eigentlich "der
zweite Mann" der Verkündigung. So ist jedes Orgelspiel
"Mit-Verkündigung". Auf dem Weg zur Kirche unterhalte ich mich
gerne mit dem Pfarrer über seine Themenschwerpunkte in der Messe.
Wenn ich die kenne, weiß ich vorher schon, wie ich mitwirken kann.
Wenn man Orgelmusik schreibt, dann muss sie improvisatorische und
meditative Züge tragen. Was mir stark bei vielen Gottesdiensten
auffällt, ist eine ungeheure Betriebsamkeit, und dass die Leute am
Sonntagmorgen die Betriebsamkeit der Woche wieder erfahren, anstatt
dass sie hier beim Gottesdienst zur Ruhe, zur Stille geführt
werden. Meistens wird auch nach einem Orgelspiel sofort wieder
weitergesprochen. Eigentlich müsste zwischen Orgelspiel und
gesprochenem Wort eine Zäsur sein. Man will in den Gottesdienst
möglichst viel reinpacken, den Leuten viel bieten - und man
erschlägt sie damit. Und man vergisst eines: die Ruhe. Aus diesen
Gründen habe ich meine "Orgelmeditationen" sehr kurz gehalten,
damit Zeit bleibt für Ruhe.
Wer den konventionellen Satz nicht beherrscht, die Stimmigkeit der
Einzelstimmen, der sollte gar nicht erst versuchen, modern oder gar
avantgardistisch zu schreiben. Denn da gibt es dann so viele Dinge, die
"in der Luft hängen", wo kein solides Fundament da ist."
R .S.: Kann man heute noch in historischen Formen (Sonate, Fuge etc.)
komponieren?
"Neue Tonsprache benötigt auch eine neue Tonform. Sprache ist
Form. Wenn ich ein anderes Sprachverständnis habe, dann brauche
ich auch eine anderen Sprach-Syntax.
Musik muss von innen heraus werden. Nicht: Ich will jetzt dies oder
jenes machen. Sondern: Da ist etwas, das man außen will. In das
höre ich hinein und versuche es mit musikalischen Formen
darzustellen. Ich würde freie Formen nehmen. Die Sonate ist ein
Wiederholungsprinzip. Das widerspricht genau dem, was seit der Neuen
Wiener Schule gefordert ist. Eine Sonate kann ich vom Sinn her schon
gar nicht mehr komponieren. Doch ohne Form kann man gar keine
musikalischen Gedanken äußern. Form aber ist immer da, nicht
nur, wenn man historische Formen nimmt.
Alois Lohmiller im September 2002 |
Ich sage es noch einmal: Wer komponieren will, muss zuerst einmal
hören können: auf das Wort und in sich hinein. Musik ist auf
Kommunikation angelegt, ohne wiederum jeglichem "nach dem Munde zu
reden".
Ich sehe mich als
Ausläufer einer Lehrer-Komponisten-Generation. Wer unter den
Lehrern Talent hatte, schrieb selbstverständlich für seinen
Bedarf und gab davon weiter an andere. Das schuf Kontinuität durch
kirchenmusikalische Basisarbeit. Aber man fragt sich immer wieder
selber: Warum schreibe ich? Man gibt sich immer wieder Rechenschaft
über das eigene Tun, über die Motivation dazu. Es ist nicht
ein Komponieren, nur damit komponiert ist, sondern man will nur dann
etwas sagen, wenn man etwas zu sagen hat. Ich bin kein Vielschreiber,
ich versuche nicht Werk an Werk zu reihen und möglichst viele
Dinge zu machen, sondern nur ganz gezielt...
Nur dann schreiben, wenn einen etwas bewegt, wenn man selbst von einer
Sache bewegt ist ... Oder wenn mir selbst etwas "zu-sagt", dann
"weiter-sagen" dürfen ... Wenn mir etwas nichts sagt, dann lasse
ich's, dann habe auch ich nichts dazu zu sagen."
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Werkverzeichnis Alois Lohmiller (1992,
etwas ergänzt)
Geistliche Vokalwerke
- Missa ex D für gem. Chor a capella (M), Fassung für Chor und Kammerorchester (M)
- "Libera me" in memoriam CJL (Bischof Carl Joseph Leiprecht) für gem. Chor, Solo-Tenor und
Kammerorchester (M)
- Messe nach russisch-orthodoxen Motiven für gem. Chor (SATB) (B)
- Dreistimmige Messe für Sopran, Alt und Männerstimme (F)
- Deutsches Ordinarium in Liedform (M)
- "Johannes-Passion" für Soli, gem. Chor und Instrumentalgruppe (Flöten) (M)
- Proprium "Singet dem Herrn" für gem. Chor (SATB) (C)
- Verschiedene Proprien (Weihnacht, Osterzeit, Primiz) (M)
- Liedkantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme" für gem. Chor, Solo-Tenor und Kammerorchester (M)
Chorbearbeitungen (geistlich)
- Liedsätze zum "Gotteslob" für gem. Chor und Männerchor (F)
- Zwei Marienlieder nach einer Horber Liederhandschrift des 18. Jahrhunderts (PO)
- "Lobet den Herren" (N.J. Lemmens) für gem. Chor und Orgel (PO)
- Max Reger: "Sechs geistliche Lieder" aus op. 137 für gem. Chor (PO)
Orgelwerke
- Initium und Passacaglia (PO)
- Requiem für Orgel (PO)
- Orgelmeditationen (PO)
- Orgelintonationen zum "Gotteslob' (F)
Instrumentalwerke
- Suiten nach alten süddeutschen Tänzen für Kammerorchester (M+S)
- Suiten für Gitarrenduo (M+S)
- Suite für Akkordeon und Klarinette (M+S)
- Bläsersuiten (kleine Besetzung) (F)
- Bläsersätze zu Liedern des "Gotteslobs" (F)
- Kleine Suite nach alten Tänzen für Klavier
- Initium und Passacaglia für Kammerorchester (M+S), Singstimme und Instrumente
- Verschiedene Liedkantaten (für Schulen) (M)
- Lieder nach Texten von Sepp Mahler für Tenor und Gitarre (M)
- Kantate "Völker der Erde" (nach einem Text von Nelly Sachs) für Schülerchor, Kammerorchester und
Klavier
- "Gruß vom Wachbühl", 3 Tänze von G.M. Kellermann (Seibranz)
für Flöte, Klarinette, Streichtrio
Lieder und Liedbearbeitungen
- Liedsätze zu schwäbischen Volksliedern (F) dazu Tanzsätze für Streichquartett (F)
- Schwäbisches Liederspiel für gem. Chor (SSA und TTBB) (F), dazu ad
lib. Orchestervor- und Zwischenspiel
- "Zeit isch, Hansel", 9 Lieder nach
Texten von Arthur Maximilian Miller
Die Buchstabenangaben in Klammer nach dem Titel beziehen sich auf die Ausgaben bzw. den Verlag:
(M) Manuskript (unveröffentlicht), (M+S) Manuskript und Stimmen,
(C) Verlag Coppenrath, Altötting;
(F) Förg-Verlag, Aichstetten; (PO) "Pro Organo"-Verlag, Brühlstraße, Leutkirch
Quelle
Musica Sacra St. Jodok. Mitteilungen 1992. Förderverein für
die Kirchenmusik in St. Jodok, Ravensburg
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