Christoph Rheineck aus Memmingen (1748-1797) 

Christoph Rheineck           

Rheineck entstammte einer seit dem 17. Jahrhundert nachweisbaren angesehenen Bürgerfamilie und war der vierte Sohn des Kupferschmieds Abraham Rheineck und seiner Frau Maria Sabina, geb. Leeb. Der Vater gehörte dem bürgerlichen Collegium musicum an und galt als »ein sehr geschickter Musikus«, die Brüder Abraham d. J. und Georg Wilhelm waren Mitglieder der Stadtmusik. Christoph Rheineck trat als Singknabe in die evangelische Kantorei bei St. Martin ein, erhielt von dem Kantor Johannes Ellmer eine gute Ausbildung und besuchte die städtische Lateinschule. Früh erlernte er Klavier und Klarinette. 

Nachdem er von 1762 an einige Jahre als Handlungsgehilfe und dann ein Jahr in St. Gallen als junger Kaufmann gearbeitet hatte, wechselte er 1769 als Kaufmann nach Lyon über. 

Ton: Menuett v. Reineck,1790, (Isnyer Stubenmusik)

Das blühende Musikleben der Rhonestadt regte Rheineck an, mit eigenen Kompositionen hervorzutreten. Der französische Finanzminister Turgot, der 1775 der Aufführung eines Singspiels von Rheineck im Liebhabertheater des Stadtkommandanten von Lyon beigewohnt hatte, versuchte, den begabten jungen Komponisten und Kaufmann nach Paris zu ziehen. Nach einer ersten Reise in die französische Hauptstadt im Herbst 1775 entschloss Rheineck sich im folgenden Jahr, dorthin zu übersiedeln. Die Absetzung Turgots veranlasste ihn jedoch, von Paris aus das eben zum Verkauf stehende Gasthaus »Zum weißen Ochsen« in seiner Vaterstadt zu erwerben und über Mannheim dorthin zurückzukehren.

Am 15. Juli 1776 vermählte er sich mit Maria Hermann. Die von ihm selbst komponierte Trauungskantate gelangte unter Leitung seines Freundes, des Dichterkomponisten Christian Friedrich Daniel Schubart, zur Aufführung. Rheineck lebte forthin als wohlhabender, allen musischen Dingen aufgeschlossener Geschäftsmann in seiner Heimatstadt. Er wurde Mitglied des Collegium musicum, trat wiederholt als Klarinettist und Komponist hervor und veranstaltete auch Konzerte im »Weißen Ochsen«, zu denen er berühmte Virtuosen einlud. Zu seinen Gästen zählten u. a. J. B. Vanhal, M. Clementi und E. Schikaneder. Zeitweilig übernahm er das Amt eines kirchlichen Musikdirektors bei St. Martin und die Aufsicht über das ganze Musikwesen der Reichsstadt Memmingen.

Christoph Rheineck ist »einer der beliebtesten süddeutschen Liederkomponisten seiner Zeit und einer der wichtigsten Kleinmeister in der Reihe der unmittelbaren Vorläufer Franz Schuberts und Karl Löwes« (E. F. Schmid). Sein Freund Schubart urteilte über ihn: »... ein sehr ausgezeichneter musikalischer Kopf... Das Clarinet bläst er zum Entzücken schön. Auch versteht er das Clavier ungemein gut, und hat die Natur des Menschengesangs genau belauscht. Seine in zwei Bänden herausgegebenen Lieder gehören unter die schönsten, und schimmern sonderlich auf den Clavierpulten des schönen Geschlechts«. Er starb am 29. Juli 1797.  

A. Bühnenwerke: Le nouveau Pygmalion, Singspiel (1774 Lyon), Le fils reconnoissant, (1775 Lyon), nicht erh.; Oper Rinaldo, (1779 Wolfegg)
B. Lieder: 6 Sammlungen Lieder m. Clavier Melodien,
C. KM.: Trauungskantate 1776, nicht erh.; Der Todesgang Jesu, Passionskantate, 1778, Text erh.; Missa solemnis u.a.
D. Sonstige Werke: 3 Klavier-Konzerte u. 3 Klavier-Sonaten; viele Lieder u. Klavier- Stücke in Blumenlese für Klavierliebhaber zu 4 Händen u.a.

Quellen
nach MGG Bd. 11, S. 382 ff, Bärenreiter, 1986)
Schmid, Ernst Fritz: Christoph Rheineck. In: Lebensbilder aus Bayerisch Schwaben IV, München 1959
Oberborbeck, Felix: Christoph Rheineck. In: Memminger Geschichts-Blätter, Sept./Okt.1923

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