Ernestus Weinrauch (1730-1783)

E. Weinrauch (Taufname Faustinus) wurde am 17. Okt. 1730 in Donauwörth geboren. Aus einer Donauwörther Handwerkerfamilie stammend, besuchte Weinrauch vermutlich die Lateinschule der Benediktiner-Abtei Zwiefalten und anschließend das von Zwiefalten aus geleitete Lyzeum in Ehingen a.d. Donau. Am 1. Jan. 1748 legte er Profess ab und wurde am 6. Jan. 1755 zum Priester geweiht (später Subprior und Ordenskapitular). Über dreißig Jahre war er Chorregent des Klosters Zwiefalten und nach zeitgenössischem Urteil besonders im oberschwäbischen Raum als Orgelspieler und Komponist hoch geschätzt. Zu seinen Schülern zählten der später in Ottobeuren wirkende Komp. Conrad Bagg und Conradin Kreutzer, den er als Zögling der Klosterschule 1789-1793 in Musiktheorie und Orgel unterrichtete.

Ton: "Salve Regina", Jugendkammerchor und Orchester des Rupert-Neß-Gymnasiums Wangen, Lt. Berthold Büchele, 1993

Die ausschließlich kirchenmusikalischen Kompositionen. Weinrauchs entsprechen durch ausgedehnte Koloraturen in Solo- und Ensemblepartien im Wechsel mit schlichten, großenteils homophonen Chorsätzen ganz nach der Art oberschwäbischer Klostermusik in der 2. Hälfte des 18. Jh. In der Hervorhebung und Ausweitung des begleitenden Orchesters sind Einflüsse der italienischen Oper und Kirchenmusik unverkennbar. Bezeichnend für Weinrauch ist die Einbeziehung konzertierender Instrumente. Zu dem Schwäbisch- Gmünder Passionsspiel, das im 18. Jh. alljährlich am Gründonnerstag und Karfreitag auf dem Münsterplatz von rund 350 Mitwirkenden aufgeführt wurde, schrieb Weinrauch, neben anderen Komponistenwesentliche Teile der Musik. Die vier »Sonatae« der Geißlung sind als kontemplative Arien und Duette der »Anima« und des »Genius« zwischen gesprochene Szenen eingefügt. Das umfangreiche Oratorium Kain und Abel bildet einen Beitrag Weinrauchs zu der stattlichen Reihe erhaltener musikalischer. Intermedien, die innerhalb des Gmünder Passionsspiels jährlich wechselnd zur Aufführung kamen.  Weinrauch starb am 9. April 1793 in Zwiefalten. 

Werke: Missa C f. 4 Soli, 4 v., 2 Klar., 2 Trp., 2 Hr., 2 V., 2 Va., Violone u. Org. (13. Jan. 1769; Ms. Tübingen, Schwäb. Landesmusik- Arch.); Off. pro Festo Nativitatis D. N. J. C. G 4v., 2 Hr., 2 V., Va. u. Org. (1777 der Benediktiner-Abtei Donauwörth gewidmet; Ms. Fürstl. Oettingen-Wallerstein'sche Bibl. Schloß Harburg); Missa D f. 4 Soli, 4v., 2 Fl., 2 Trp., 2 Hr., Pauke, 2 V., 2 Va., Violone u. Org. (13. Jan. 1782; Ms. ebda.); Missa de Requiem c f. 4 Soli, 4v., 2 Fl., 2 Trp., 2 Hr., 2 V., 2 Va., Violone u. Org. (Ms. in 2 Ex. ebda.); Die Geißlung, Bühnenmusik zum Schwäb. Gmünder Passionsspiel f. Solo-Sopr. u. -B., 2 Klar., 2 Hr., Fg., 2 V., 2 Va. u. Violone (Ms. Tübingen, Schwäb. Landesmusik-Arch.; hs. Spartierung v. A. Nitsch = Gmünder Passionsmusik VII in Schwäb. Gmünd, Stadt- Arch.); Kain u. Abel, Or. (Intermedium) f. 6 Solo-St., 3st. Chor, 2 Ob., 2 Klar., Fg., 2 V., 2 Va. u. Violone (Ms. Tübingen, Schwäb. Landesmusik-Arch.; hs. Spartierung = Gmünder Passionsmusik VIII in Schwäb. Gmünd, Stadt-Arch.); Mss. weiterer km. Werke in Tübingen, Schwäb. Landesmusik-Arch.

nach: Digitale Bibliothek Band 60: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 80265

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