Historisches
Die
Schwäbische Alb - Regio corallifera
Die ersten Zeugnisse von der Wunderwelt
der Jurakorallen der Schwäbischen Alb sind schon fast 250 Jahre alt.
So wird das Gebiet der mittleren und östlichen Alb in einem Konzept
von B. EHRHART 1748 mit Regio corallifera, korallenführende Region,
bezeichnet.
Die Schwäbische Alb
- aus der ersten paläographisch-
faziellen Karte Südwestdeutschlands
nach dem Konzept von
B. EHRHART (1748) (nach
GEYER & GWINNER)
Suevica subterranea cochlifera, das "schneckenführende
unterirdische Schwaben", sind die Molassebildungen mit der berühmten
Turritellenplatte bei Ermingen am Albsüdrand, während Suevica
subterranea lithodendra, das "versteinerte Hölzer führende, unterirdische
Schwaben", das heutige tertiäre und pleistozäne Oberschwaben
beschreibt. Regio quae marina offert ostracodermata et Suevica subterranea
conchylifera, das "Gebiet der marinen Schalentiere und das schalenführende
unterirdische Schwaben" umfaßt etwa den Unterjura bis tieferen Oberjura
der Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes sowie die Umrandung des Nördlinger
Rieses. Wie wenig sich EHRHART bei seiner Regio corallifera geirrt hatte,
bewiesen schon im letzten Jahrhundert bedeutende Geologen und Paläontologen.
GOLDFUSS - sein Name taucht bei verschiedenen Korallennamen als Autor auf
- beschrieb 1826 bis 1829 in seiner "Petrefacta Germaniae" eine große
Anzahl der Jurakorallen. E. BECKER und C. MILASCHEWITSCH (1875/76) und
besonders F. A. QUENSTEDT (1852-85) veröffentlichten Arbeiten
über diese Petrefakten (=Fossilien), auf die heute immer wieder zurückgegriffen
wird und deren lithografischen Abbildungen auch mit heutiger moderner Technik
nicht übertroffen werden können.
Geologische Übersicht
mit bedeutenden Korallenfundorten
Legende:
Wie
die tropischen Korallen auf die Schwäbische Alb kamen
Die Vorstellung von tropischen Korallenriffen
trifft bei den Jurakorallen zu, obwohl die Riffe damals eine geringe Ausdehnung
hatten. Auch wenn es Korallen bis in die Tiefe von rund 6000 m gibt und
sie weit nördlich bis vor der Küste Norwegens leben, so sind
heute wie damals die
eigentlichen Riffkorallen (hermatypisch)
bestimmend, die eine Wassertemperatur von 20 - 29° bevorzugen und kaum
tiefer als 30 m im klaren Wasser mit einem Salzgehalt von knapp 4 % anzutreffen
sind. Das hat ganz besondere Gründe, wie wir noch sehen werden.
Wie das Gebiet der Schwäbischen Alb
zu einem solch tropischen Klima kommen konnte, hat wohl zwei Ursachen.
Einmal gab es in der Klimageschichte der Erde immer wieder Zeiten, in denen
es sehr kalt war mit Eiskappen an den Polen. Die ältesten Gletscher
existierten schon vor 2 Milliarden auf der Erde, das Maximum der jüngsten
Eiszeit war vor "nur" 20 000 Jahren. In anderen wärmeren Perioden,
zu denen die Trias- und Jurazeit gehörten, war alles Eis wieder als
Wasser in den Ozeanen. Bis zu 200 m Höhe sind aus diesem Grunde globale
Meerespiegelschwankungen anzunehmen.
Festland und Meer - Verteilung
im Jura vor rd. 150 Mill.
Jahren (nach MCKERROW)
Dazu lag dieses Juragebiet vor 150 Millionen
Jahren im Zusammenhang mit der Kontinentalverschiebung wesentlich weiter
südlich als heute und ist mit der Lage der Bahamas und dem Roten Meer
vergleichbar.
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