Korallen und Eiszeit
Korallen, die "Blumentiere" unter den Hohltieren, finden ihre optimalen
Lebensbedingungen im Meerwasser mit einem Salzgehalt zwischen 2,7 und 3,8
% bei Temperaturen von rund 18-30°C. Ihr Wachstumsoptimum liegt bei
etwa 25 °C. Sie bevorzugen flaches, klares Wasser bis zu einer Tiefe
von 15 m, in klarstem, lichtdurchfluteten Wasser bis zu 40 m. Dies hängt
mit ihrer Symbiose mit den lichtliebenden Algen zusammen.
Damit sind hier nur die riffbildenden (hermatypischen) Korallen angesprochen,
die aus diesem engen Zusammenleben sich den Vorteil sichern, schneller
als andere kalkabscheidende Organismen den besseren Lebensbedingungen entgegen-
wachsen zu können. Andere Korallen, meist kleine Einzelformen, haben
bei der Riffbildung ohne die Algen keine Bedeutung und scheiden bei unserer
weiteren Betrachtung aus.
Wir wissen, dass die letzte Kaltzeit vor etwa 10 000 Jahren erst zu
Ende gegangen war. Der Norden Deutschlands war von skandinavischem Eis
und Süddeutschland teilweise von
alpinen Gletschern bedeckt. Dabei war viel Wasser aus den Ozeanen als
Eis auf dem Festland gebunden. Korallenriffe bestätigen diese Aussagen
und ergänzen sie. So liegt die Ansatztiefe unserer heutigen Korallenriffe
bei etwa 100 m. Der Meeresspiegel lag - bei Annahme eines ruhenden Meeresbodens
- also rund 100 m tiefer als heute. Das kann durch Abrasionsplattformen
in den trocken gefallenen (aus dem
Wasser herausgetretenen) Riffkomplexen aufgezeigt werden.
Auch die eiszeitliche Temperaturabsenkung der Meere um 7-10°C lässt
sich daraus schließen. Liegen trockene Korallen- riffe in Jamaica,
Neu-Guinea und an anderen Korallenküsten heute über dem Meeresspiegel,
so muss es in einer früheren Warmzeit höhere Temperaturen als
heute gegeben haben und damit mehr Wasser in den Ozeanen, das aus den geschmolzenen
Eisschilden stammte. In der letzten Jahrmillion unterscheidet man heute
im Süden Deutschlands fünf Kaltzeiten mit Eisvorstößen
aus den Alpen, die von den Geologen meist als Glaziale bezeichnet und nach
Flüssen des Alpenvorlandes benannt werden: das Günz-, Haslach-,
Mindel-, Riß- und das Würm- Glazial (s. Abb.1). In der letzten,
der Eem-Warmzeit, lagen die Luftdurchschnittstemperaturen bei rd. 16 °C
und damit höher als heute mit knapp über 15 °C. Das vorausgegangene
Riß-Glazial lag ebenfalls mit einer Durchschnittstemperatur von etwa
9 °C unter der tiefsten des Würm-Glazials von wenig unter 11 °C.
Wir müssen uns aber bewußt sein, daß die Wissenschaft
bisher recht ungenaue Angaben liefern kann. Allein über die Korrelierung
der nord- und süddeutschen Eisvorstöße gibt es recht unterschiedliche
Aussagen, wie auch bei der jeweiligen zeitlichen Einordnung der süd-
und norddeutschen Warmzeiten.
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