Korallen in Warm-  und Kaltzeiten - aus der Klimageschichte unserer Erde
| Korallen und Eiszeit | Das Klima seit 500 Millionen Jahren | Allgemeine klimatische Übersicht |
| Und die Zukunft? |


   
  

TABULATA UND RUGOSA

           Pholydophyllum sp., Silur,
            Grogarnshurud/Gotland, 
          Höhe rd. 3cm
 
           Rugosa, sp. indet. ( Runzelkoralle)
             Devon, Rommersheim
           Höhe rd. 9 cm

             Rugosa, sp. indet. (Runzelkoralle)
              Devon, Ufer des Eriesees/Canada ,
             abgerolltes Exemplar ohne 
             Außenhaut (= Epithek)

              Favosites sp. (Bödenkoralle 
             = Tabulata), Devon, Rommersheim
             Kelchdurchmesser rd, 2 mm

         
        Favosites sp., Devon, Ufer des Erie-

          Sees, abgerollt, Längsschnitt mit 
     den sichtbaren Zwischenböden

SCLERACTINIA
(sehr seltene Arten aus den über 100 des Oberen Weißen Jura)

         
Kologyra jurassica (= Barysmilia)
 
           (GEYER 1954) Ob. Jura, Nattheim,
       Kelche 6-12 mm, Slg. Gottwald
 

Tricycloseris triangularis
            GREGORY 1900, Ob. Jura, Gerstetten

 
  
Das Klima seit 500 Millionen Jahren 
Das Eiszeitalter, das die verschiedenen Glaziale der letzten zwei Millionen Jahre umfaßt, war also von wechselnden Warm- und Kaltzeiten geprägt. In der vorausgegangenen Tertiärzeit (ab 65 Mio. Jahren) hatten die Korallen dagegen wesentlich bessere und beständigere Lebensbedingungen. Die Temperaturen waren durchschnittlich höher und erst gegen Ende, gegen das Pleisto- zän, langsam abgesunken. Im vorausgegangenen Erdmittelalter (Mesozoikum von rd. 230 - 65 Mill. Jahren) lagen die Tem- peraturen durchschnittlich niedriger. Bei unserem Blick noch
weiter zurück in die Erdgeschichte (s. Abb. 2) erkennen wir, daß es schon in den letzten 500 Millionen Jahren ein Eiszeitalter mit Kalt- und Warmzeiten gegeben hatte und zwar zwischen dem Erdaltertum (Paläozoikum) und dem Erdmittelalter
(Mesozoikum), zwischen Perm und der Trias. Die feineren Differenzierungen der Klimaschwankungen, die jeweils  wenig erforscht sind, können immer weniger in der Darstellung berücksichtigt werden. Die "Zacken" erscheinen geglättet und zeigen nur den wichtigsten Klimatrend. 

Korallen sind uns mit ihren Kalkskeletten erst seit knapp 500 Millionen Jahren bekannt. Aus diesem Grunde lassen Korallen- riffe auch Aussagen über Klimaschwankungen erst seit dieser
Zeit zu. Mit ihrer Hilfe können ebenfalls die Wanderungen der Kontinente im Laufe der Erdgeschichte im Zusammenhang mit anderen geologischen Nachweisen rekonstruiert werden.
Werden nun die Populationszahlen in ihrer Zu- oder Abnahme in einer Kurve dargestellt, so ist eine weitere Korrelation mit der relativen Temperaturentwicklung auf der Erde erkennbar. 

Ein erster Höhepunkt der Korallen war vor etwa 400 Millionen Jahren in der Zeit des Silur ( = Gotlandium), als das Klima allgemein warm und feucht war wie schon im Ordovizium, als die Korallen die Meere zu besiedeln begannen, wie das aus ihren zum Teil recht gut erhaltenen Kalkskeletten ersichtlich ist. Nicht von ungefähr gibt die schwedische Insel Gotland in der Ostsee mit den vielen Korallen auch dieser Zeit einen weiteren geologischen Namen. 

Im Devon, das in Deutschland in den Mittelgebirgen von Eifel, Hunsrück und im Rheinischen Schiefergebirge zutage tritt, erlebten die Korallen, die "Blumentiere", ihre erste Blütezeit. Die Funde sind teilweise gut erhalten, ihre Bestimmung ist allerdings recht schwierig, da hierfür vor allem bei den verschiedenen Einzelkorallen Querschnitte und Schliffe angefertigt werden müssen. Und welcher Korallensammler opfert für diese Prozedur seine schönen Exemplare?

Auffallend ist, daß das Aussterben der Bodenkorallen (Tabulata) und Runzelkorallen (Rugosa) mit diesem deutlichen Temperaturrückgang am Ende der Permzeit verbunden ist. Auch die Trilobiten verschwanden in dieser Zeit aus den Weltmeeren. Die Paläontologen verzeichnen ein ungeheures Artensterben in der gesamten Pflanzen- und Tierwelt. Über die Hälfte der damals existierenden Tierarten ist damals zugrunde gegangen, ein Einschnitt in Flora und Fauna, wie er sich seither nicht
mehr ereignet hat.

Betrachten wir einmal die Verhältnisse zur Jurazeit genauer, dann ist der Temperaturanstieg damals mit einer Zunahme von Korallenarten verbunden. Ein Temperaturanstieg bedeutet ein Abschmelzen der Eismassen auf den Kontinenten und gleich- zeitig einen Meeresspiegelanstieg. Dieser begünstigt die Evolution der Korallenarten, da neue Lebensräume, die vom Meerwasser überfluteten Teile des Festlandes, besiedelt werden können. Der globale Meeresspiegel lag vor etwa 150 Millionen Jahren um rund 140 m  höher als heute und schwankte, obwohl alles Eis als Wasser in den Meeren aufgenommen war. Damit kommt eine weitere Komponente ins Spiel. Auch die Größe der ozeanischen Becken veränderte sich im Zusammenhang mit der Verschiebung der Kontinente. 

Es muss dabei festgehalten werden, dass mit einer Zunahme von Korallen auch die Kalk- ausfällung stärker wird. Korallen- polypen scheiden ja verstärkt Kalk aus in ihrem Zusammenleben mit den lichtliebenden Algen. Das CO2 "saugen" die Algen über die Korallentiere sozusagen aus der Lufthülle der Erde. Kalkgebirge und -ablagerungen der Meere (CaCO3)  sind damit nichts anderes als aus der Lufthülle konserviertes CO2. Wenn aber Trübungen des Meerwassers durch Sand- und Toneinschwemmungen das Korallenleben dezimieren, fehlt dieser Faktor der CO2-Absaugung. Dies geschah gegen Ende der Jurazeit durch eine verstärkte Erdkrustenbewegung, welche die Meere mehr als zuvor eintrübte. Die Temperaturen
stiegen. Die Anhänger der Hypothese einer Klimakatastrophe infolge einer Überhitzung der Erdatmosphäre durch den Treibhauseffekt des CO2 schlossen auch hier aus der CO2-Zunahme auf einen hohen Zusammenhang des Kohlen- dioxidgasgehalts der Luft und ihrer Temperatur. 

Wir erkennen einen zweiten Rückgang der Korallengattungen - und damit auch der Arten - zwischen Kreide und Tertiär, den die Geologen wiederum auch zur Trennung zwischen
Erdmittelalter (Mesozoikum) und Erdneuzeit (Känozoikum) benutzen. Sehr ähnlich verhalten sich dabei die Zahlen der Bryozoen (Moostierchen), der Stachelhäuter (Echiniden), Knorpelfische und anderer Tierstämme, während die Ammo- niten, Belemniten, Rudisten und Inoceramen (Muschelarten) und auch alle Saurier ausstarben. 

Wäre aber der Faunenschnitt, das Aussterben vieler Tierarten und -gattungen, allein vom Klima abhängig, so könnte er damit nicht erklärt werden. Sonst hätte unsere letzte Eiszeit seit etwa 1-2 Millionen Jahren einen ähnlichen Einschnitt in der Tier- und Pflanzenwelt auslösen können, wie auch ihr Niedergang von der Kreide- zur Tertiärzeit bei relativ gutem Klima erfolgte. Die
Hypothesen um das spektakuläre Sauriersterben beinhalten deshalb weitere Argumente: die "Vergiftungshypothese" durch Ausstoßprodukte von Vulkanen, kosmische Einflüsse durch
Meteoriten, Umpolungen des Erdmagnetismus u.a.. Der Zusammenhang dieses Massensterbens mit dem Einschlag eines Riesenmeteoriten und seinen umwälzenden Folgen für die Zusammensetzung von Luft und Wasser ist allerdings eher wahrscheinlich. 

  

| Was Korallensammler interessieren könnte |
| Wolfram Benz | Geologie und Paläontologie |