Der Liederkranz Eglofs
(Abschrift aus dem Protokollbuch 1887, in der Festschrift von 1988)

   

"Es war im Herbst des Jahres 1887, als in hiesiger Gemeinde die Feuerwehr eingeführt wurde. 
Alsbald äußerten mehrere Mitglieder derselben, wie schön es wohl wäre, wenn neben den Pflichten und Strapazen, welche die Feuerwehr einzuüben habe, auch der Gesang gepflegt und gehoben würde. Es wurde alsbald an den (jetzt nun leider im Jahre 1890 verstorben) pensionierten Lehrer Kleiner die Bitte gerichtet, den Gesang zu leiten und einzuüben, was er auch bereitwillig zusagte. Es meldeten sich dann 25 Mitglieder. 

Sofort begann Herr Lehrer Kleiner mit dem Schreiben und Komponieren von 3-stimmigen Liedern, welche fleißig eingeübt wurden. (Anm. in Wohnung von Franz Kleiner, Bäcker).Am 6. März 1888 (Anm. Königs Geburtstag) trat der Verein zum erstenmal öffentlich auf
und trug mehrere Lieder zur vollsten Zufriedenheit der Anwesenden vor. Im Mai des Jahres 1888 kam sein Sohn Josef Kleiner von der Fremde zurück und gründete ein eigenes Heim, wo er auf Wunsch des Vaters die Direktion des Liederkranzes übernahm. Nun wurden die ersten Lieder eingeübt.

Am 15. Juni wurde eine Generalversammlung abgehalten und dann ein Vorstand, Kassier
sowie Ausschußmitglieder gewählt, Statuten entworfen, von jetzt ab galt der Verein als
gegründet. (Verfaßt vom 1. Schriftführer des Liederkranzes, Gebhard Reischmann,
Eglofstal.)

Gründungsmitglieder des Liederkranzes Eglofs
Kempter Anton, Kolbenberg; Jehle Josef Anton, Eglofs; Kempter Martin, Burg; Reischmann Gebh., Tal; Kresser Karl, Bühl; Reischmann Xaver, Eglofs; Müller Gebhard, Reute; Schwarz Josef, Vorholz; Schele Andreas, Edenhaus; Bader Sebastian, Tal; Kleiner Franz, Eglofs; Kresser Joh. Georg, Heuberg; Kresser Martin, Hofs; Kresser Michael, Reute; Müller Johann, Syrgenstein; Milz Benedikt, Tal; Waibel Josef, Eglofs; 

Vorbereitende Einübung zwei- bis dreistimmiger Lieder durch pens. Ortslehrer Wilhelm Kleiner, verstorben 1890. Gründungsdirigent (4-stimmiger Chor): Jos. Kleiner, Kaufmann. 

Anekdoten aus dem Vereinsleben
Harte Sitten
Im Februar 1923 wurde bei einer Probe folgendes bestimmt: Wer unentschuldigt der Probe fernbleibt, zahlt 25 Pfennig Strafe. Bei dreimaligen Fernbleiben nacheinander erfolgt der Ausschluss aus dem Verein. Da der Liederkranz noch immer besteht, liegt der Schluss nahe, dass diese Maßnahme ihre Wirkung nicht verfehlte oder bald wieder abgeschabt wurde.

Weltwirtschaftskrise und Inflation 1923
Der Dirigent, Herr Lehrer Betsch, hat den Vorstand zu einer allgemeinen Sängerversammlung aufgefordert, wobei der Beschluss gefasst wurde, die Proben wegen der hohen Bierpreise auf unbestimmte Zeit zu unterlassen.

Schlaf der Gerechten
Bei einer Probe in den zwanziger Jahren wurde das Klavier in das Nebenzimmer gebracht und bei guter Stimmung recht lange geprobt und getrunken. Um zwei Uhr (nachts natürlich) gingen alle nach Hause. Zwei Sänger schliefe bereits im Probelokal. Sie wurden freundlicherweise von ihren Sängerkameraden nicht geweckt.

Historisch bedeutsame Ereignisse
Am 2.August 1914 war Mobilmachungstag. Es fand ein Abschiedsfest für die scheidenden Kameraden statt. Von den 12 Einrückenden waren 10 Sänger des Liederkranzes. Während der Kriegszeit 1914 bis1918 ruhte das musikalische Leben des Vereins weitgehendst. Der Verein kam nur zusammen zur Verabschiedung von Kameraden zu Trauergottesdiensten.

Der Liederkranz beteiligte sich am 9.6.1924 an der Denkmalsenthüllung auf dem Buch bei Schönau. An dem Denkmal sind folgende Worte eingemeißelt: "Hier auf dem Buch tagte Jahrhunderte hindurch das Freigericht der Eglofser Stürze." Das Denkmal wurde vom Verein für Heimatkunde Röthenbach 1924 errichtet.  Die " Eglofser Stürze" waren Vereinigungen von Familien freier Bauern, die in der Gegend Immenstadt - Gunzesried (Unterer Sturz) und Missen - Niedersonthofen (Oberer Sturz) lebten und der Eglofser Gerichtsbarkeit unterstanden.

Das Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung brachte auch für das Sängerleben  sowohl in ganz Deutschland wie auch im kleinsten Dorf bedeutungsvolle Bestimmungen.

Jeder Verein, der sich weiterhin in der Pflege des Gesangs betätigen wollte, mußte sich dem deutschen Sängerbund anschließen. ... Eine bald darauf von der Bundesführung erlassene Verfügung bestimmte, daß in Orten unter 3000 Einwohnern nur ein Gesangverein bestehen dürfe.

Der Jodelklub Eglofs (gegr. 1928) gliederte sich daraufhin am 2.12.1934 mit neun Mitgliedern in den Liederkranz ein. ...
 

Ausflug mit dem Bus 1933

Theaterspiel am Christkönigstag 1935

Das 50jährige Vereinsjubiläum 1938
"Vom Tal bis an die Gletscherwand, ertön' du Lied im Alpenland"
So heißt das Leitwort der Festschrift, welche der Liederkranz zu seinem 50jährigen Gründungsfest herausgab.
 

Das geplante Platzkonzert auf dem Dorfplatz konnte wegen des schlechten Wetters nicht stattfinden. Nun ordneten sich die Sänger zum Gang auf den Friedhof. Jedem toten ehemaligen Sänger wurde ein Kranz niedergelegt.

Das Mittagessen im Löwensaal vereinigte Sänger, Musiker, Gründer und Gönner des Vereins. Am Nachmittag wandte sich der Verein mit einem gehaltvollen Festkonzert im Saal der "Rose" an die liedbegeisterte Öffentlichkeit.

Böllerschüsse am Morgen des 25. Mai 1938 kündeten das Fest an. Fahnen und Tannengrün an den Häusern, Spruchbänder über den Straßen zeigten das Dorf im Festtagskleid. Die örtlichen Vereine (Musikgesellschaft, Kriegerkameradschaft, Radfahrverein und Feuerwehr) beteiligten sich am gemeinsamen Kirchgang. Im Anschluß an den Gottesdienst wurde der gefallenen Sänger am Kriegerdenkmal gedacht. 

Mitwirkende waren die Musikgesellschaft Eglofs, der Liederkranz und die Jodelgruppe des Vereins. ... Während des Krieges ruhte der Gesang weitgehend. Von den 34 aktiven Mitgliedern wurden im Laufe des Krieges 22 Mann zum Wehrdienst eingezogen. Der Liederkranz hatte vier Gefallene und drei Vermißte zu beklagen.

Nach Ende des Krieges fanden sich die Sänger des Liederkranzes schnell wieder zusammen, so daß am Ostermontag 1947 bereits der erste öffentliche Auftritt mit der Musikkapelle stattfinden konnte.

Neugründung des Vereins nach dem Krieg - Genehmigung
Am 6. Juni 1947 fand eine Versammlung zur Neugründung des Liederkranzes statt. Die Militärregierung im französischen Sektor verfügte, daß jeder Verein genehmigt und neu gegründet werden mußte, um seine Tätigkeit ausüben zu dürfen. Um mit der Besatzungsmacht nicht in Konflikt zu geraten, mußte sich auch der Liederkranz an diese Vorschriften halten. Verschiedene Formalitäten waren notwendig. (u.a. Abschrift der Satzung in vierfacher Fertigung in deutscher und französischer Sprache). ....

Sämtliche vorgeschriebenen Formalitäten zur Neugründung des Liederkranzes wurden durch Protokoll, Liste der Ausschußmitglieder mit je einem politischen Fragebogen, Erklärung über die Annahme der Satzungen erfüllt und über das Bürgermeisteramt an die Militärregierung eingereicht. Bald darauf erhielt das Bürgermeisteramt ein Schreiben des Gouverneurs über die endgültige Genehmigung der Neugründung des Liederkranzes Eglofs, natürlich nicht ohne Vorschriften, denn, wenn es "Militärregierung"  heißt, sind Vorschriften die Folge. 

Hiernach wurde also vom Verein ein monatlicher Bericht verlangt über Zeitpunkt und Art der Versammlung, Zusammenkünfte, stattgefundene Aufführungen und sogar darüber welche Lieder in den Singproben eingeübt wurden, welcher jeweils am 3. eines jeden darauffolgenden Monats bei Bürgermeisteramt  (in Deutsch und Französisch) vorliegen musste. Ja, wir wären sonst für die Besatzungsmacht vielleicht zu gefährlich geworden, auch wenn nur gesungen wurde. 
Nun also, der Schriftführer durfte diesen Termin nie vergessen und hatte somit laufend Geschäft. 
 

Preissingen beim Gauliederfest 1954 in Friedrichshafen

Bewertung des Vortrags "Es war ein König in Thule":

Der Chor ist in guter Pflege. Die Volksweise wurde in rhythmischer Sorgfalt und fein differenzierter, dynamischer Abstufung vorgetragen. Die Tonbildung ist frei und verrät Schulung. Die Tonreinheit blieb trotz Steigen um einen halben Ton bis zum Schluß in sich gewahrt. (Nachsilben dürfen aber nicht zu sehr dynamisiert werden.) Eine sehr sympathische Darbietung!

Verleihung der Zelterplakette 1988 beim 150jährigen Jubiläum des Vereins


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