Die
Entwicklung der Holzblasinstrumente
Bei den alten Ägyptern
war die Flöte das beliebteste Blasinstrument. Sie wurde anfangs als
Längsflöte verwendet, indem man die Töne wie bei hohlen Metallhülsen
(Schlüssel) oben anblies. Mehrere solcher Längsflöten, von
verschiedener Länge aneinander gereiht und mit Wachs verklebt,
führen zur Panflöte (Syrinx), der Hirtenpfeife der alten Griechen.
Die Orgel, die ja nichts anderes als ein riesiges Blasinstrument
darstellt, hat in der Panflöte ihren Urvorfahren.
Ton "Memminger Rondo", Eglofstaler
Blockflötenquartett, 1995
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Panflöte
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Eine weitere Entwicklungsform der Flöte ist die
Schnabelflöte, die auch im Altertum schon bekannt war. Der Ton wird erzeugt, indem der
Luftstrom durch einen engen Spalt (Kernspalte) auf eine scharfe
Kante geleitet wird. Aus der Schnabelflöte ging die Blockflöte
hervor, die vom 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts in den
europäischen Ländern die bekannteste und meistgespielte Flöte
war. Praetorius (1619) zeigt noch 13 Varianten. Dieses Instrument wurde um
1920 wiederentdeckt im
Zusammenhang mit der Jugendbewegung. Es ist heute das wichtigste
Schulmusikinstrument und in Volksmusikgruppen als Bass-, Tenor-,
Alt- und Sopranflöte wieder anzutreffen.
Vorformen der Querflöte gibt es heute noch in Asien
und Afrika; in Europa kam sie erst Ende des 17. Jahrhunderts als eine
Weiterentwicklung der Schwegelpfeife
auf und verdrängte nach und nach die Blockflöte. Im Unterschied zur
Blockflöte (Flauto dolce) wurde sie Flauto traverso genannt; auch als
"Schweitzerpfeiff" oder German flute (deutsche
Flöte) wurde sie
bekannt. Die ersten größeren Querflöten
hatten nur wenige Grifflöcher; man half sich vielfach mit Gabelgriffen;
sie ließen daher in bezug auf Tonreinheit zu wünschen übrig. Erst mit
den Klappen konnten der Tonraum erweitert und reinere Zwischentöne geblasen
werden.
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Heutige Alt- und
Sopranblockflöte
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Ein
Doppelrohrblattinstrument, das einen wichtigen Platz im altgriechischen
Musikleben einnahm, war der Aulos. Während man früher den
Aulos der Flötengruppe zuordnete, ist heute nachgewiesen, dass es
sich um ein schalmeiartiges Instrument handelt, das sogar schon das
Überblaseloch hatte. Der Aulos bestand aus zwei
nebeneinanderliegenden Röhren, die zylindrisch gebohrt waren. Der
Aulos quintierte (überblasen in die Duodezim = 12 Töne über dem
Grundton) daher wie die heutigen Klarinetten; sein Ton war sehr scharf und
grell. Zweifellos ist dieses Instrument einer der wichtigsten Vorläufer
unserer modernen Holzblasinstrumente.
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Etruskischer Aulosspieler
etwa 475 v.Ch.
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Die Schalmei
(lat. calamus = Rohr, Halm; franz. chalumeau), ein
Doppelrohrblasinstrument, war im Mittelalter in ganz Europa bekannt, wohin
es durch die Araber gelangte. Sie wurde familienweise gebaut. Die
geschlossene Schalmeiengruppe nannte man die
Gruppe der Bomharte oder Pommern (franz. Bombarde =
Donnerbüchse). Verwendet wurden der Alt-, Tenor-, Bass- und
Kontrabassbomhart. Aus dem Altpommer (Altbomhart) entwickelte man
die heutige Oboe, die als ältestes Instrument der Holzblasinstrumente
angesehen werden darf; denn ähnliche Instrumente können bis in die
vorchristliche Zeit nachgewiesen werden. Ehe sie zu ihrer heutigen
Vollkommenheit ausgebaut war, vergingen allerdings noch über 100
Jahre.
In der Zeit des Barock war der Dulcian (auch
Dolcian) ein gern gespieltes Instrument. Er war den Pommern verwandt,
hatte wie diese Doppelrohrblatt und wurde, besonders im nördlichen Spanien
zusammen mit einer kleinen Trommel als Begleitinstrument, gerne als
Tanzinstrument verwendet.
Der Dulzian darf als Vorläufer des
heutigen Fagotts angesehen werden. Zumindest hat es von diesem die
"Lieblichkeit" des Tones. Daneben dürfte aber auch der Basspommer -
wenigstens was die Form betrifft - Pate bei der Geburt des Fagotts
gestanden haben.
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v.l.n.r.: Alt-Pommer,
Tenor-Pommer,
Bass-Pommer
(Praetorius
1619) |
Der Nürnberger
Instrumentenmacher Johann Christoph Denner (1655-1707) erfand im Jahre
1690 die Klarinette. Die altfranzösische Schalmei (zylindrische
Bohrung mit einfachem Rohrblatt) entwickelte Denner weiter, indem er sie
mit einer Überblasklappe versah. Dadurch springen die Töne in die
Duodezim (Quint der Oktav) über, was der Klarinette den großen Tonumfang
verleiht.
Es dauerte allerdings noch einige Jahrzehnte, bis
die Klarinette im Orchester verwendet wurde. Die ersten Klarinetten hatten
nur zwei Klappen, und es dauerte auch hier über 100 Jahre, bis sie ihre
technische Vervollkommnung gefunden hatten. Adolphe Sax, ein französischer
Instrumentenbauer (1814-1894), war maßgebend an der Vervollkommnung der
Klarinette (auch Bassklarinette) beteiligt. Versuche mit einem
Blechinstrument, das wie die Klarinette, mit einem einfachen Rohrblatt
versehen war, führten Sax zu der Erfindung des Saxophons (1842). Damals
Saxhorn genannt, wurde dieses neue Instrument schon in der Mitte
des 19. Jahrhunderts bei den französischen Militärkapellen
eingeführt.
Der Name Klarinette kommt von Clarin.
Clarinblasen (lat. clarus = hell, hoch) nannte man das hohe Blasen auf den
Naturtrompeten.
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frühe
Klarinette,
1. Hälfte 19. Jh.
Samml. E. Lange
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Quellen
Schneider, Willy - Buchner, Alexander
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