Die Musikkapelle Eisenharz
(aus der Festschrift von 1980) |
Als
nach den Schrecken des Schwedenkrieges wieder Mut und barocke
Lebensfreude
die Angst überwand, fand man sich auch wieder zu Gesang und Musik
zusammen. Mit Fidel, Baß, Schalmei und Horn erklang es bei
Hochzeit und Kirbe, und auch in die “Musica Sacra “ fanden
die Musikanten
Eingang. Ob es der fortschrittliche Pfarrer Stecher oder sein
Nachfolger
Printz war, der neben der Orgel auch “figurale“ Musik in
der Kirche liebte, wissen wir nicht. Sicher ist, und in der
Jahresabrechnung 1779 der Stecherschen
Stiftung festgehalten, daß “denen Musicanten die auf
Cäcilientag
verfallene Besoldung zur Halbschaid 2 Gulden 30 Kreuzer “
ausbezahlt wurde.
In diesem Testament des 1731 verstorbenen Pfarrherren wurden also die
Musikanten
bedacht, und auch weiterhin kehrte alljährlich der Vermerk wieder:
”Denen
Musicanten als gewöhnliche Besoldung”. Damit haben wir also
eine “behördliche”
Bescheinigung der Musik in Eisenharz.
Wenn über sonstige Aktivitäten der Musik in der Zeit der Napoleonskriege nichts vermerkt ist, so doch wohl deshalb, weil niemand für Aufschriebe zuständig war, denn Vereine mit Vorstand und Satzung gab es damals noch nicht. Aus der Erinnerung früherer, jetzt verstorbener Eisenharzer Musikanten aber wissen wir von Josef Anton Ege, der 1815 geboren, viele Jahre in Eisenharz als Lehrer auch die Musik bis 1864 dirigierte und das sowohl in der Kirche, als auch bei dörflichen Festen. Als dann 1875 die Kirchenorchester abgeschafft werden mussten und viele Streichinstrumente in alte Kästen wanderten, fanden die Bläser, dass sie weiterspielen sollten. Während anderswo nur Musikkapellen gegründet wurden, konnte Franz Josef Weber aus Albris eine alte Tradition fortsetzen. Mit Franz Josef Weber hatten 1864 Schmiedehände den Dirigentenstab übernommen, und seit 116 Jahren verblieb er bei den Schmieden in Albris.
Mit dem Kriegsausbruch 1914 fielen die Schatten über das frohe Musikantenleben. Einer nach dem anderen musste weg, und viele kamen nicht wieder, und die alten bliesen den jungen Musikanten als letzten Gruß das Lied vom "guten Kameraden". 34 mal erklang es auf dem Friedhof in Eisenharz. Als hätte das grausame Geschehen die Menschen wieder geläutert, so wurden die Jahre nach dem Krieg zu Jahren inneren Aufbruchs und es gab große Freude trotz oft bitterer Not: 7 mal wurde von 1918 bis 1938 in Eisenharz Primiz gefeiert. Tage großer Aufgaben für die Musikkapellen.
1935 war die große Musikversammlung, bei der der bisherige Vorstand Gfrörer, der das Amt 27 Jahre versehen hatte, abdankte und es an Bürgermeister Kinkele weitergab. Seit jenem Jahr hat die Musikkapelle auch einen Ausschuss.Eine andere Zeit war angebrochen und Unrecht und politischer Zwang an der Tagesordung; doch die Musikkapelle unter ihrem neuen Vorstand verstand es, den Zwängen auszuweichen und ihre Art zu pflegen. Von einem Anschluss an den NS-Volksmusikerverband wollte man nichts wissen und man musizierte nach seiner Art weiter. 1942 gab es dann noch eine Primiz: Pfarrer Xaver Maier vom Dämpferhof feierte in Eisenharz sein erstes Messopfer. Und wieder war Krieg. Vom Nordkap bis Nordafrika, vom Atlantik bis Stalingrad waren die Musikanten verstreut, und die daheim geblieben waren, fanden wenig zu feiern. Meist spielten sie am Ehrenmal auf dem Friedhof den Gefallenen, darunter fielen Musikanten, zur letzten Ehre und oft war es der Vater oder der Bruder oder der einzige Sohn. Doch die Musikkapelle bestand auch diese grausame Prüfung. Manche Musikanten kehrten heim; man fand wieder zusammen und die Musik half vergessen. Schon am 1. Januar 1946 gab man zu Ehren der Heimgekehrten ein Platzkonzert und selbst die Besatzungstruppe nahm Anteil und freute sich an dem Gebotenen und doch eigenen Verbotenen.? 1945 wurde Vorstand Kinkele als Bürgermeister nach Isny versetzt. Seit dieser Zeit versah Georg Weber auch das Amt des Vorstandes und so blieb es bis zur Wahl des jetzigen Vorstandes Josef Loritz 1966. Es war wieder ein Anfang gemacht. Andere Vereine fanden sich wieder, der Trachtenverein wurde gegründet, und immer war die Musikkapelle dabei und half und verschönerte die doch noch recht bescheidenen Feste: Sportfeste, Trachtenfeste, Fahnenweihen und, wie von Anfang an, den Eisenharzer Stephansritt. 1948 gab es zwei ganz große Anlässe: Dr. Georg Moser, unser heutiger Bischof, feierte in Eisenharz Nachprimiz, und der Ministerpräsident von Württemberg-Hohenzollern besuchte einen Heimatabend der Musikkapelle. Große Feste waren auch die Weihen der neuen Glocken für die Kirche und die Kapellen in Matzen und Alleschwende 1950 und die Investitur des neuen Pfarrers Dominikus Butscher 1953.
Die Musikkapelle Eisenharz 1951
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Anhang zur Chronik
1956 Einweihung der neuen Kirche in Eisenharz 1959 Amtseinsetzung von Herrn Bürgermeister Hermann Scheitenberger 1959 50järiges Dirigentenjubiläum von Georg Weber 1961 Primiz von Pater Nicolaus Wucher 1962 50jähriges Jubiläum des Turnvereins Eisenharz 1963 Weihe des 1. motorisierten Löschfahrzeuges der freiw. Feuerwehr in Eisenharz 1963 Anschaffung der neuen Tracht der Musikkapelle Eisenharz 1964 Gegenbesuch der Musikkapelle aus Wasserburg 1965 Firmung in Eisenharz 1966 Abschied von Josef Mayer, 1. Trompeter der Musikkapelle Eisenharz, er begann sein Priesterstudium 1966 Nachprimiz von Hanz Peter Unngelert 1966 Wahl des jetzigen Vorstandes Josef Loritz 1967 Besuch der Musikkapelle Fridingen 1968 Goldenes Priesterjubiläum von H. H. Pater Engelbert Bihler 1969 Anlässlich des 12. Bezirksmusikfestes in Röfingen war unsere Kapelle die Festkapelle. Ein unvergessenes Fest für alle Eisenharzer Musikanten. ..... (zusammengestellt von der Computer-AG der GHS+WRS Argenbühl-Eglofs 2001) |