Die heutigen
Holzblasinstrumente
1. mit Doppelrohrblatt
Die Oboen
Der Name stammt aus dem Französischen:
"Hautbois", was "Oboa" ausgesprochen
wird. Es bedeutet auf deutsch "hohes Holz", was in der
Tonhöhe im Gegensatz zum Fagott, dem "tiefen Holz", zu
verstehen ist. Es
ist in seiner jetzigen Form etwa 300 Jahre alt. Die ersten Oboen hatten
nur zwei Klappen, während die heutigen Instrumente 9-14 Klappen
aufweisen. Das Boehmsche Ringklappensystem wurde um 1840 in Paris
auf die Oboe übertragen. Die Oboe hat sich so aus der Schalmei entwickelt.
von oben nach unten:
Moderne Oboe, Oboe
d'amore, Englischhorn
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Einfaches Rohrblatt
aus trockenen Schilf-
rohren, das heute in
eine U-Form oben
dünn geschabt wird |
Sie
hat einen herben, dabei aber sehr innigen Ton. Im Gegensatz zu den
Flöten, die verkehrt-konisch gebohrt sind, ist die Oboe konisch
gebohrt. Sie wird deshalb in der Oktav überblasen. Der
Schallbecher ist glockenförmig. Länge 65 cm. Bei der
Blasmusik trifft man sie nur in größeren Kapellen an.
Die Oboe d'amore steht in A, sie klingt
also eine kleine Terz tiefer als notiert. Ihren Namen hat sie wegen der
außerordentlichen Lieblichkeit ihres Tones. Sie ist aber relativ
selten in Orchestern vertreten.
Das Englischhorn
Das Englischhorn hat sich aus der Jagdoboe heraus
entwickelt, einem im 17. und 18. Jahrhundert sehr verbreiteten
Instrument. Es steht in F, klingt folglich eine Quint tiefer als
notiert (also muss man eine Quint höher schreiben). Das
Englischhorn ist das Altinstrument der Oboenfamilie. In Blaskapellen
ist es sehr selten anzutreffen. Das Englischhorn zeigt dieselben
Eigenschaften wie die Oboe (spieltechnisch), doch ist sein Ton viel
üppiger. Der Schallbecher ist birnenförmig. Länge 90 cm.
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Das Heckelphon
Das Heckelphon ist nach seinem Erbauer Wilhelm Heckel benannt und ist
das Bassinstrument des Oboenregisters. Es klingt eine Oktav tiefer als
die Oboe. Der Umfang ist derselbe wie bei der Oboe; es wird auch im
Violinschlüssel notiert. Es hat eine Länge von 138,5 cm und
einen kugeligen Schallbecher. Wegen seiner Länge wird es mittels
eines Stachels (ähnlich wie beim Violoncello) auf dem Boden
aufgesetzt. In der durchschnittlichen Blaskapelle ist es nicht besetzt.
Fagott
Das Fagott ist wie die Oboe ein durchgehend konisch gebohrtes
Doppelrohrblattinstrument. Es entwickelte sich im Frühbarock aus dem
Dulzian.
Ein S-förmiges Metallrohr dient zum Anblasen des Instruments. Sein
Ton ist in den tieferen Lagen kräftig und vollklingend, von einer
eigenartigen, dunklen Farbe, in der Mittellage weich und warm und in
der hohen Lage ziemlich dünn und spitz. Staccato geblasen, wirkt es sehr humorvoll. Notiert wird es in C, klingt also wie geschrieben.

"modernes"
Fagott aus dem 19. Jahrhundert, Sammlung E. Lange
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Hohe Lagen werden teils im Tenor-,
teils im Violinschlüssel geschrieben, während es sonst im
Bassschlüssel notiert wird. Die Länge beträgt 259 cm.
Seine heutige Technik geht zurück auf den Instrumentenbauer Johann
Adam Heckel (1812-1877). Noch heute baut die Firma Heckel Fagotte
von Weltruf. Die Zahl der Klappen stieg von 2 (im 17. Jahrhundert) auf
18. Das Fagott ist in der Blasmusik verhältnismäßig
selten besetzt.
Kontrafagott
Das Kontrafagott wird wie das Fagott notiert, klingt jedoch eine Oktav
tiefer. Es hat eine Länge von 593 cm. Es reicht hinab bis zum
Subkontra A. Der Größe des Instruments entsprechend ist auch
das Doppelrohrblatt fast doppelt so groß wie das des
Fagotts.
Nichtbläser müssten eigentlich alle einmal wenigstens den
Versuch machen, irgendein Blasinstrument anzublasen, um zu spüren,
wie viel Mühe und Ausdauer nötig ist, um kultivierte
Töne hervorzubringen.
2. mit einfachem Rohrblatt
Die Klarinetten
Die Klarinetten sind die wichtigsten Holzblasinstrumente bei der
Blasmusik. Kapellen mit 12, 15 oder 20 Klarinetten sind durchaus keine
Seltenheit. Die Es-Klarinette wird meist einzeln besetzt; ihr fallen
die höchsten Töne zu. Die B-Klarinetten werden dreifach
besetzt, wobei alle chorisch vertreten sind. Als Minimum darf man bei
jeder kleinsten Kapelle zwei B-Klarinetten voraussetzen. Es sind die
"Violinen" des Blasorchesters.
Es-Klarinette,
kürzer
als die Klarinette in B,
früher mehr in der
Tanzmusik geblasen
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Klarinetten in A, C, D werden bei
der Blasmusik nicht besetzt (B-Tonarten!). Von allen
Holzblasinstrumenten ist die Klarinette die jüngste Gattung; sie
wurde von J. Chr. Denner im Jahre 1690 erfunden. Alle Klarinetten (mit
Ausnahme der in C stehenden) sind transponierend.
Hergestellt wird die Klarinette aus dem südafrikanischen
Grenadilleholz, das spezifisch schwerer als Wasser ist. Gute
Instrumente sollten möglichst handgeschmiedete Klappen haben. Die
Teile sind: Schnabel, Birne (verdickt), Mittelstück, Becher oder
Stürze. Sämtliche Klarinetten sind zylindrisch gebohrt. Im
Gegensatz zu den anderen Holzblasinstrumenten wird die Klarinette mit
Hilfe der Überblasklappe in die Duodezime (Quint der Oktav)
überblasen. Der Tonlöcher- und Klappenmechanismus ist daher
komplizierter als bei der Flöte und Oboe. Die Klarinette erfordert
zur Herstellung der vollständigen chromatischen Skala 18
Tonlöcher, von denen heute mindestens 13 mit Klappen versehen
sind. Dies hat allerdings den Vorteil, dass keine anderen Töne auf
den einzelnen Griffen (etwa wie bei Blechinstrumenten) kommen
können. Moderne Instrumente haben bis zu 22 Klappen, z. T.
Hilfsklappen für Triller. Der "Schnabel", auf dem das "Blatt"
befestigt wird, wird teils aus Holz, Kautschuk oder Plexiglas
hergestellt. Kautschukschnäbel haben den Vorteil, dass sie sich
nicht verziehen (Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen); sie werden
daher bei Blaskapellen fast ausschließlich verwendet.
Wegen ihrer günstigen Spiellage (B-Tonarten) wird - neben der Es-Klarinette
- nur die B-Klarinette (bei Blasmusik) verwendet. In der tiefen Lage,
die man Schalmei-Register nennt, klingen die Töne ungemein weich
und voll, dagegen klingen die (notierten) Töne fis', g', gis', a'
und b' etwas schlaff und ausdruckslos (Mittelregister). Blühend
und kräftig wie bei keinem anderen Blasinstrument sind die
Töne des eigentlichen Klarinettenregisters von h' bis c"'. Die
darüber liegenden Töne der hohen Lage sind sehr schrill und
sind im piano schwer zu blasen.
Die As-Klarinette
klingt eine kleine Sext höher als notiert. Die Es-Klarinette
klingt eine kleine Terz höher als notiert. Die B-Klarinette klingt
einen Ganzton tiefer als notiert. Die A-Klarinette klingt eine kleine Terz tiefer als notiert. Die C-Klarinette klingt wie geschrieben.
Die Altklarinette in Es klingt eine große Sext tiefer als notiert (Notierung wie Es-Klarinette).
Das Bassetthorn in F klingt eine Quint tiefer als notiert. Die beiden letzteren Instrumente sind bei Blasmusik ungebräuchlich.
Die Bassklarinette klingt eine Oktav tiefer als
die B-Klarinette, sie hat denselben Umfang wie die B-Klarinette und
wird im Violinschlüssel notiert. Die Kontrabassklarinette klingt
zwei Oktaven tiefer als die B-Klarinette.
Längenmaße der Klarinetten:
As-Klarinette 37 cm,
Es-Klarinette 48 cm,
D-Klarinette 52,5 cm,
B-Klarinette 67 cm,
A-Klarinette 70,5 cm,
Bassetthorn 106 cm, Bassklarinette 134 cm,
Kontrabaßklarinette 276 cm
Saxophone
Im Gegensatz zu
den Klarinetten sind die Saxophone konisch gebohrt, weshalb sie nicht
"quintieren" (überschlagen in die Duodezime), sondern wie
Flöten und Oboen in die Oktav überblasen werden. Adolphe Sax, der berühmte
französische Instrumentenbauer und -verbesserer, baute das erste
Saxophon 1846. Das Saxophon ist wie die Klarinette ein einfaches
Rohrblattinstrument. Obwohl es aus Blech gebaut ist, wird es doch zum
"Holz" gerechnet, weil sein Ton absolut dem eines Holzblasinstrumentes
entspricht. Wir sehen auch an diesem Beispiel, dass das Material, aus
dem ein Instrument hergestellt ist, eine relativ kleine Rolle bei der
Tonerzeugung spielt. Maßgebend für den Klang eines
Instrumentes bzw. für den Toncharakter bleibt die Anblasart
(Mundstück). Saxophone werden in sechs verschiedenen
Größen gebaut: Sopranino-Es; Sopran-B; Alt-Es; Tenor-B; Baryton-Es; Baß-B.
Neben dem beliebten Alt-Es wird das Tenor-B auch gerne verwendet. Zwei
Alt-Es und ein Tenor-B zu besetzen, wäre für Blasmusik
wünschenswert. Sämtliche Saxophone (auch Baß) werden im
Violinschlüssel notiert. |

Ein Museumsstück
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Quellen
Schneider, Willy - Musikinstrumente der Welt. Eine
Enzyklopädie. Bertelsmann, 1979
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