Eng mensurierte Blechblasinstrumente
Die Trompeten
Alle Blechblasinstrumente sind auf die Naturtonreihe beschränkt. Bis etwa 1300 wurden wohl nur die ersten 4 Naturtöne geblasen, und erst gegen 1400 kam es zu einer Erweiterung der Reihe, die aber noch im 15. Jh. mit dem 6. oder 8. Teilton abschloss. Das betrifft auch die andere Gruppe der weit mensurierten Blechblasinstrumente. Da die Trompete auch weiterhin das Instrument des höfischen Lebens, der Begleitung diplomatischer Missionen und der offiziellen Feiern und Aufzüge in den freien Reichsstädten geblieben ist (1426 erhielt Augsburg als erste von Kaiser Sigismund das Privilegium, Stadttrompeter zu halten, später folgten Nürnberg, Frankfurt/M., Hamburg, Lübeck u.a.), wurde sie meist reich mit Treibarbeiten und Ziselierungen auf dem die Stürze umgebenden Kranz verziert, in dessen Mitte das Meisterzeichen des Instrumentenmachers, seine Initialen oder sein Name stand. Schon früh hatten sich die Hof- und Feldtrompeter zunftmäßig zusammengeschlossen , um ihre Standesrechte zu wahren und ihre Berufsgeheimnisse vor Außenstehenden zu hüten. Daher ist nur wenig über die Blastechnik und über das außerhalb der Mitwirkung in Konzerten und Kirchenmusiken liegende Repertoire der Trompeter bekannt.
Erst mit der Erfindung der Ventilmechanik kann man durch Einschaltung verlängernder Nebenröhren eine lückenlose chromatische Stufenfolge erzielen,
so
dass die Ausgeglichenheit des Klanges gewahrt bleibt. Die
danach einsetzenden Veränderungen und Verbesserungen der Ventilmechanik sind in gleicher Weise bei
Horn- wie bei Trompeteninstrumenten zu finden.
Um 1830 entstand durch L. Uhlmann in Wien das sogenannte Wiener
Ventil,
bei dem die Zusatzbögen durch jeweils ein parallel gehendes
Kolbenpaar angeschlossen werden. 1832 konstruierte Josef Riedl in Wien
das Dreh- oder Zylinderventil, das anstelle der vertikalen
Pumpenbewegung eine horizontal verlaufende Drehschaltung einführt.
Ein kurzes, gedrungenes Pumpenventil entwickelte wiederum 1835 J.G.
Moritz in Berlin, die sogen. »Berliner Pumpen«.
Schließlich schuf E.-F. Périnet in Paris 1839 mit einem
Pumpventil, bei dem Zu- und Abgang des Bogens in verschiedener
Höhe liegen, die in ihrer neueren schlanken Ausführung heute
wohl gebräuchlichste Ventilart. - Zwar übernahm die
Militärmusik vor allem in Preußen schon sehr früh
Ventiltrompeten, doch stieß das Instrument ebenso wie das
Ventilhorn im Orchester noch lange Zeit auf Ablehnung, und bis
über die Mitte des 19. Jh. hinaus wurden an manchen Orten die
Naturtrompeten in wechselnden Stimmlagen bevorzugt.
Spiel- und grifftechnisch wird eine Trompete genau wie ein Flügelhorn gespielt, doch klingt der Ton schärfer, festlich und stolz. In den Blaskapellen wird sie oft dreifach besetzt, in der ersten Trompete meist doppelt, damit sich die Spieler bei längeren und hohen Passagen abwechseln können. In der Instrumentierung werden sie eher mit den ebenfalls schlank mensurierten Posaunen gekoppelt. Bei hohen Tönen ist das kesselförmige Trompetenmundstück mit einem niedrigen Kessel und enger Bohrung vorteilhaft. Die Posaunen
(engl. Trombone, d. h. große Trompete). Die
Zugposaune
ist das älteste Blechblasinstrument, auf dem die chromatische
Skala gespielt werden kann. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt
und hat ihre Form nur ganz wenig verändert. In früheren
Jahrhunderten wurde sie familienweise gebaut (Diskant-, Alt-, Tenor-
und Bassposaune); erhalten blieb bis zum heutigen Tag die Tenorposaune
in B. Sie wird als nichttransponierendes Instrument behandelt (also in
C). Ihr festlich-feierlicher Ton gibt der Blaskapelle
gewissermaßen den Glanz. In der Regel werden drei Posaunen
besetzt, die teils am Melodiegeschehen (besonders die I.) beteiligt
sind, zumeist aber füllend und verstärkend eingesetzt werden.
Posaunen werden am vorteilhaftesten mit Trompeten gekoppelt, weil beide
engmensuriert sind. Die Posaune lässt als einziges Blasinstrument
ein Glissando zu, d.h. kann fließend vom einen Ton in den anderen
übergehen. Ton: "Trombone Dreams" (Walter Schneider, Argenbühl), Rundel-Verlag, Rot a.d.R. An Stelle der veralteten
Bassposaune
verwendet man heute die sogenannte Quartposaune. Es ist eine Zugposaune
mit eingebautem Ventil (Verlängerungsstück), das mit dem
Daumen bedient wird und das Instrument eine Quart tiefer, nach F,
stimmt. Dadurch wird als tiefster Ton das Kontra-H erreicht. Durch den
Quartzug entstehen wiederum ganz andere Naturtonreihen, die, wenn sie
richtig ausgenützt werden sollen, einen darin sehr gewandten
Spieler verlangen. Die Quartposaune spielt meist als 3. Posaune. Das
Quartventil wurde 1839 von Sattler in Leipzig erfunden.
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