Marschmusik

Dass der durch Musik unterstützte Gleichschritt schon frühen Zeiten bekannt war, beweisen Bildtafeln der Hethiter sowie Skulpturen aus der griechischen und römischen Kultur. Das einheitliche Ausschreiten kann durchaus als Stimulans für die Stärkung der Gemeinschaft angesehen werden. Es kam nach langer Vergessenheit im 14. und 15. Jh. bei den Schweizer Söldnern zu neuem Ansehen. Die Instrumente ihrer Marschmusik waren "Schweitzerpfeiff, sonsten Feldpfeiff genannt" und "Soldaten-Trummeln" (M. Praetorius, 1618). Auf ein Landsknechts-Fähnlein kam ein "Feldspiel", zwei Spielleute mit Pfeife und Trommel

Die schwere Bewaffnung der Söldnertruppen mag dem Gleichschritt lange hinderlich gewesen sein. Als er durch den Feldmarschall Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau für das preußische Heer des "Soldatenkönigs" verpflichtend wurde, erforderte das langsame Tempo der damaligen Parademärsche eine den Rhythmus stark betonende Marschmusik. Neben dem aus dem Feldspiel gebildeten "kleinen Spiel" der Querflöten und Trommeln, dessen greller Klang für das deutsche Heer typisch wurde, stellte man für die Infanterie Militärkapellen zusammen, deren Spielleute in Deutschland Hoboisten genannt wurden. Dieses "große Spiel" mischte den Klang von Holz- und Blechblasinstrumenten gegen Ende des 18. Jh. mit dem durch die Janitscharenmusik der Türkenkriege vermehrten Schlagzeug: große Trommel, Becken, Triangel und dem mit Rossschweifen gezierten Schellenbaum. In Österreich wurde der Fußmarsch der Infanterietruppen nicht mit Pfeifen und Trommeln, sondern von Signalhörnern abwechselnd mit Trommelstreichen, begleitet. 

Die seit der Ritterzeit nur den Fürsten und Feldherren zustehende Fanfarenmusik mit Trompeten und Pauken blieb der Kavallerie vorbehalten, deren Märsche den Zusammenhang mit den Intraden erkennen lassen. - Neben dem primär instrumentalen Marsch gilt auch das Soldaten- und Marschlied als Marschfaktor. Es wird eingesetzt überall als Ersatz, wo die instrumentale Marschbegleitung fehlte. Oft wurden Soldatenlieder und patriotische Gesänge, meist als Trio-Melodie, in die Märsche eingebaut. 

Beliebte Märsche im Allgäu und Oberschwaben waren vor rund 100 Jahren: Mussinan-Marsch, Radetzky Marsch,  Alte Kameraden, Bonifatius-Marsch, Yorkschen Marsch, Parade-Marsch, König Karl, Deutscher Gruss, Für Vaterland und Freiheit, Wenn der Kaiser ruft, Unter dem Siegesbanner, aber auch: Grüße aus dem Allgäu, Der erste Frühlingsbote u.v.a.. Märsche vertreten die drittstärkste Musikgattung nach Walzer und Ländler im Allgäu-Schwäbischen Musikarchiv, wobei der zivile Unterhaltungswert sicher bei den verschiedensten Konzerten im Vordergrund stand, so wie er auch auf dem Tanzboden anzutreffen war. 

Ein besonderer Förderer der militärischen Marschmusik in Deutschland war Hans Felix Husadel, von dem verschiedenste Tonbeispiele im Archiv aufbewahrt werden.

Musikbeispiele 
Mussinan-Marsch (C. Carl), Gloria-Militär-Orchester, aus dem Schellack-Archiv, um 1935

Jagdgeschwader Richthofen (H.F. Husadel)
, gespielt vom Luftwaffenkorps 3 der Bundeswehr, um 1970
Der Florentiner Marsch (Fucik), Musikkapelle Eglofs, 2001

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