Meingosus Gaelle (1752-1816)

Mit dem Taufnamen Johannes wurde Gaelle am 16. Juni 1752 in Buch bei Tettnang geboren. Er entstammte einer oberschwäbischen Bauernfamilie. Seine erste Ausbildung genoss er in der Lateinschule zu Tettnang und im Priorat Hofen (dem heutigen Schloss Friedrichshafen), das zur Benediktinerabtei Weingarten gehörte. In dieses Kloster wurde er im Herbst 1769 als Novize aufgenommen. Bei seiner Profess am 7. Apr. 1771 erhielt er, wohl dank seiner musikalischen Begabung, den Klosternamen wie der 11 Jahre zuvor verstorbene angesehene Musiker des Klosters, Meingosus Rottach. Im Herbst 1771 bezog er die Benediktineruniversität Salzburg. Dort dürfte er seine wesentlichen musikalischen Anregungen empfangen haben: Michael Haydn, mit dem Gaelle später befreundet war, und W. A. Mozart waren gerade damals erzbischöfliche Konzertmeister. Nach Abschluss seiner Studien (1773 Dr. phil., 1777 Dr. theol.) kehrte Gaelle nach Weingarten zurück und empfing am 20. Sept. 1777 die Priesterweihe. Wenig später wurde er Lehrer für praktische Philosophie und Mathematik am Lyzeum seines Klosters. Ein Zeugnis seiner Tätigkeit und seiner umfassenden Kenntnisse sind die Thesen der Disputationen am Schuljahrsende. Wahrscheinlich stand Gaelle zu dieser Zeit auch dem physikalischen Kabinett des Klosters vor. Etwa 1790 wurde er Novizenmeister, danach Unterbibliothekar und Chorregent, bis er im Sommer 1800 das verantwortungsvolle Amt des Küchenmeisters erhielt.

Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 blieb er aus noch zwei Jahre in Weingarten. Dann wurde er als Professor für Dogmatik und Kirchengeschichte an die Universität Salzburg berufen (1806/07 und 1809/10 Dekan der theologischen Fakultät). Dort hatte er naturgemäß enge Beziehungen zum Stift St. Peter. Seinen dortigen Ordensbrüdern vermittelte er die Musik seiner Zeit, darunter Werke J. Haydns, W. A. Mozarts und sogar schon L. van Beethovens, und dort dürfte er auch mit G. J. Vogler bekannt geworden sein, als dieser im Sommer 1805 die Orgel des Klosters umbaute. Nach der Aufhebung der Universität wurde Gaelle 1811 Superior des Wallfahrtsortes Maria Plain. Dort führte er vor allem seine Versuche zur Elektrizitätslehre fort, deren Frucht die beiden Bände seiner "Beyträge" sind. Der Nachruf schildert ihn als gewissenhaften Religiosen, vollkommenen Musiker und liebenswürdigen Gesellschafter. Er selbst sagte von sich (Beyträge I, XV): »Wahrheit suchen und Wahrheit verbreiten ist mein Bestreben.« Er starb am 4. Febr. 1816 in Maria Plain bei Salzburg.

Ton: Eva verführt Adam im Paradies, aus der "Schöpfung", Sailer - Gaelle

Gaelle war in einem süddeutschen Barockkloster aufgewachsen; dort lebte er, versah die ihm zugewiesenen Ämter und komponierte aus Liebhaberei: für den Gottesdienst seine vornehmlich in kleineren Formen gehaltenen Kirchenwerke, die gute Gebrauchsmusik darstellen; für die Geselligkeit alle seine anderen Werke, die, anmutig und anspruchslos, heiterer, deshalb jedoch keineswegs oberflächlicher Unterhaltung dienen wollen. So sammelte er in jungen Jahren die 57 Lieder seiner Liederhandschrift, denen er 6 selbstkomponiert hinzufügte. 

        Und so entstand (1796-97) auch seine Vertonung der Schöpfung von Sebastian Sailer, durch die er allgemeinere Bedeutung erlangt.  Gaelle nämlich schreibt eine »comische Oper«; sowohl in den Arien, die eine einfache Melodik und etwas reichere Harmonik aufweisen, als auch in den Rezitativen, die in der Form des Melodrams mit Instrumentaleinwürfen zwischen dem Text gehalten sind. 

Immer klingt der Grundton tiefen Ernstes und menschlicher Größe, von dem Sailers urwüchsig-heitere Dichtung durchzogen ist, auch in Gaelles Musik durch. 

Ton: Menuett von P.M. Gaelle, (Isnyer Stubenmusik)

nach MGG, Bd. 04, S. 1230 ff, Bärenreiter, 1986
Denkmäler der Musik in Baden-Württemberg, Bd.9

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