Justin Heinrich Knecht
(geb. 30. Sept. 1752 in Biberach, gest. 1. Dez. 1817)

       

Justin Heinrich Knecht, 
nach einem Kupferstich von Schramm (1803)
Knecht entstammte einer Familie, die im Musik- und Theaterleben der Reichsstadt öfter hervorgetreten war; sein erster Musiklehrer war sein Vater Johann Georg, Kantor und Hilfslehrer in Biberach. 1762 wurde er in das »Alumnat«, ein kostenfreies Schülerheim,  aufgenommen. Als musikalische Unterrichtsgrundlage diente u.a. L. Mozarts Violin-Schule. Nach der Lateinschule besuchte er 1668 das Kollegiatstift Eßlingen. Hier begegnete Knecht auch Chr. F.D. Schubart, der ihn durch sein Klavierspiel, Rezitationen aus Klopstocks Messias und Berichte über das Musikleben am württembergischen Hofe begeisterte. In Eßlingen wurde Knecht mit Werken von Telemann, K.H. Graun, Ph. E. Bach vertraut. Das Universitäts-Studium blieb ihm versagt, weil er schon 1771 die Nachfolge seines Lehrers Doll in Biberach antreten musste. 

Trotz anstrengenden Dienstes in Kirche und Schule fand er Zeit für Mitarbeit beim traditionsreichen Biberacher Theater, Einrichtung und Leitung von regelmäßigen Liebhaberkonzerten. Er schuf eigene Kompositionen, musikpädagogische u.a. Publikationen. 1792 wurde er vom Schulamt befreit, strebte aber trotzdem nach Ortsveränderung und mehr musikalische Entfaltungsmöglichkeit. Er wurde darin durch seinen Gönner Chr. M. Wieland ermutigt, der ihn schon als Kind am Hof des Grafen Stadion zu Warthausen-Biberach eingeführt und ihm so die Begegnung mit Werken von Pergolesi, Jommelli, Stamitz und J. Haydn ermöglicht sowie selbst italienischen Unterricht erteilt hatte. 1806 wurde Knecht endlich zum 2. Musikdirektor am Stuttgarter Hof ernannt, doch reichten die Kräfte des Alternden wohl nicht mehr aus, denn im Nov. 1808 wurde er wieder entlassen; die beiden Hofjahre hatten ihm wenig Freude bereitet. Trotz der Verbitterung fand er in der Heimat noch Schwung genug für manche größere Arbeit, bis ihn 1814 ein Schlaganfall weiter beeinträchtigte. Von seinen Söhnen ist Georg Christian als Orgelbauer zu nennen († 1820).

Knecht hinterließ verschiedene Opern, z.B.  "Feodora" (Text: Kotzebue), auch Singspiele. Als frühe Parallele zu Mozart fand seine Entführung aus dem Serail Beachtung. Er schrieb Kirchenmusik, vertonte das "Lied von der Glocke" (Schiller), verfasste das württembergische Choralbuch (1799), stellte das Biberacher Gesangbuch  zusammen (vierstimmig,1802). Dazu kamen verschiedene weltliche Tänze und Sonaten. Weit bekannt wurde er durch seine verschiedenen Lehrwerke und methodischen Schriften z.B. zu Vor- und Nachspielen, Fantasien und Fugen und für den Klavierunterricht. Von seinen Lehrbüchern fanden das "Elementarwerk der Harmonie" und die "Vollständige Orgelschule" hohe Anerkennung;

(nach  MGG Bd. 07, S. 1268 ff. (c) Bärenreiter-Verlag 1986; Bildnachweis: MGG)

| Musik im Allgäu - Startseite | zum Museum | © W. Benz |