Alois Schmid (1773-1842)

Das Kollegiatsstift in Wolfegg, ein weltliches Chorherrenstift, bestand seit 1519 und beherbergte neben einem Probst und einigen Priestern, die hier in klosterähnlicher Art zusammenlebten, auch einige Schüler. Diese mussten musikalisch und stimmlich begabt sein, denn ihre Aufgabe war es, zusammen mit ihrem Lehrer, der zusätzlich Organist, Gesangslehrer und Dirigent war, täglich ein Amt zu singen. Gleichzeitig erhielten sie Unterricht im Singen, Instrumentalspiel, Lesen, Schreiben, in Latein und anderen Fächern; nach dem Stimmbruch bekamen die zwei besten von ihnen ein Stipendium für philosophische und theologische Studien.

Zu diesen zählte Alois Schmid, ein längst vergessener oberschwäbischer Komponist. Alois Schmid wurde 1773 in Bergatreute geboren. Sein Elternhaus muss der Musik gegenüber aufgeschlossen gewesen sein, denn sein Bruder Georg war nicht nur Lehrer und Mesner, sondern auch Organist in Bergatreute.  Wahrscheinlich wurde Alois Schmid wegen seiner Musikbegabung ins Kollegiatsstift Wolfegg als Schüler aufgenommen. Dort erhielt er u. a. Unterricht im Orgelspiel und in Komposition. 1802 wurde er Benefiziat und schlug den Weg zum Priestertum ein, wie viele seiner musikbegabten Vorläufer.

Die Auflösung der Reichsstädte, vieler kleiner Fürstentümer und Klöster zur Zeit Napoleons traf das Stift 1806 in gleicher Weise. Somit war eine der zahlreichen oberschwäbischen Klosterschulen, die Gymnasium und Musikschule in einem waren, geschlossen. Die Insassen suchten in der Umgebung eine Anstellung. Alois Schmid wurde Kaplan in Wolfegg und begann ab 1810 für den dortigen Kirchenchor eine Reihe von geistlichen Werken zu komponieren.

Präludium zum Kyrie für Orgel (Anfang) von Alois Schmid, um 1815 (NBK 45)

Rund 15 davon sind erhalten, darunter ein Requiem, 2 Messen und mehrere Alma-Vertonungen. Sein Stil zeichnet sich aus durch fast volkstümliche Schlichtheit und farbige Instrumentierung. Zwischen 1823 und 1825 war er dann Pfarrer im benachbarten Rötenbach, anschließend bis zu seinem Tode (1842) in Waldburg. 

(nach Berthold Büchele)

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