Kapellengemeinschaft Bühl/Eglofs e.V. 
 

 
                    Die Kapelle in Bühl (beim alten Schulhaus)

Aus dem Protokollbuch des Kapellenvereins:
Zur Geschichte der Kapelle 

Unsere Kapelle wurde im Jahre 1904 erbaut 

Seit dem Jahre 1848 bestand in Bühl eine Einklassenvolksschule. Der Schulbezirk umfasste die Außenbezirke der Pfarreien Eglofs, Deuchelried und Wangen St.Martin. Bestehend aus den Weilern Bühl, Aschen, Edenhaus, Stall, Moos, Birkhard, Hummelberg, Zellers, Strass, Schönenberg, Lochhammer, Locherkopf, Grub, Goldbach, Gießen, Geratzreute, Hochberg und Laidraz: "Die Vereinigten Staaten von Bühl " (Zitat Pfarrer Sprenger ). Den Kindern und alten Leuten war der weite Weg zur zuständigen Mutterkirche vor allem im Winter  sehr beschwerlich. Zudem konnten die Schulkinder von Bühl nie an einem Werktags-Schülergottesdienst teilnehmen. So waren es die Eltern und der damalige Schulleiter und Oberlehrer Schlienz, die den Bau einer Kapelle bei der Schule in Bühl anregten und schließlich auch verwirklichten. An Lichtmess, 2. Februar 1904, wurde von der Mitgliederversammlung der Kapellenbau beschlossen und schon am 27. Oktober 1904 die erste heilige Messe gefeiert dank der vielen Frondienste und Eigenleistungen der Mitglieder und Dank der fleißigen Handwerker. 

  

links: der Marienaltar

Der Hochaltar, 
gestiftet von A.u. F. Kempter

rechts: der Josefsaltar

 
 
Schwäbische Zeitung, 15.8. 1996
Kirchlicher Brauch mit ökologischem Aspekt
Argenbühl. Mit der Kräuterweihe wurden am vergangenen Sonntag in der Bühler Kappele ein uralter christlicher Brauch zu Mariä Himmelfahrt gepflegt, der bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht.
Mariä Himmelfahrt am 15. August gehört zu den ältesten und höchsten Marienfesten. Bereits Gregor von Tours (Tod 594) und Johannes von Damaskus ( 749) erwähnte diesen Festtag. Mariä Himmelfahrt ist auch der Anfang des "Frauendreiß", der bis Mariä Geburt am 8. September reicht und im Volksglauben eine der weihevollsten Zeiten ist. Es ist die Zeit der "Wurzelgraber" und "Kräuterweiber", denn die Kräuter - und auch die Tiere - haben angeblich dreifachen Segen.

Zu den überlieferten Formen der Festgestaltung an Mariä Himmelfahrt zählen Prozessionen und Kräuterweihe, wobei für letztere schon im 10. Jahrhundert eine liturgische Formel nachweisbar ist. Die Zusammmensetzung der Kräuterbüschel, die man noch heute vor dem Hochamt segnet, ist regional sehr unterschiedlich. Überwiegend sind es Pflanzen, von denen eine Heilwirkung ausgeht und die deshalb auch in der Volksmedizin eine wichtige Rolle spielen. Weit verbreitet sind Huflattich, Königskerze (Muttergotteskerze), Pfefferminze und Schafgarbe. In manchen Gegenden werden bis zu einhundert verschiedene Pflanzen gesammelt, während man in anderen Regionen kaum mehr als zehn verschiedene Kräuter zu einem "Boschen" bindet. Den Pflanzen des Kräuterbüschels wird eine besondere Kraft zugeschrieben, die sie aber erst durch die kirchliche Weihe erhalten. Im Haus oder beim Vieh aufbewahrt, sollensie das Jahr über Schaden abwehren. Die den geweihten Kräutern zugesprochene Schutzfunktion für nahezu alle Lebensbereich von der Wiege bis zur Bahre hatte sich schon im späten Mitelalter vom eigentlichen kirchlichen Sinn entfernt. Schon Sebastian Franck stellte 1534 in seinem "Weltbuch" über den Brauch der Kräuterweihe fest, das "mit disen kreutern...seer vil zauberei" geschehe. Über Jahrhunderte haftete dem christlichen Brauch der Kräuterweihe der Makel von Zauber und Magie an. Zeitweise war er sogar verboten, dienten die Kräuterbüschel doch angeblich auch als Fetische Hexen und Zauberer, die damit böse Mittel unters Volk brächten. Mit Vorliebe mengten die Bauern geweihte Kräuter unter das Viehfutter, damit die Tiere gesund bleiben und vor Hexenzauber geschützt war. Selbst die für ihre Märchen berühmten Brüder Jakob und Wilhelm Grimm rümpften im 19. Jahrhundert über den volkstümlichen Brauch ihre Nasen und Taten ihn als puren Aberglauben ab.
Gerade die Nähe zum Okkulten dürfte jedoch dazu beigetragen haben, dass sich der Brauch der Kräuterweihe trotz aller Anfeindungen unsere Zeit erhalten hat.

Früher spornte der Festtag Generationen von Kindern zu besonderem Ehrgeiz an, wollte doch jedes als erstes die für die alljährliche Segnung bestimmten verschiedenen Kräuter gesammelt haben. Heutzutage veranstaltet die katholische Landsvolkbewegung wieder verschiedentlich Kräutersammelaktionen, und auch der nebenher erzielte ökologische Aspekt des Brauches sollte nicht unterschätzt werden, vermittelt er doch die umfassende Kenntnisse der heimischen Pflanzenwelt.


 
Bühler Kapellenfest                                                            Schwäbische Zeitung vom 14.8.2000
Feiern am früheren Wallfahrtsort
Argenbühl-Eglofs. Mit Kräuterweihe, Gottesdienst und weltlichen Genüssen beging die Kapellengemeinschaft Bühl bei Eglofs ihr alljährliches Kapellenfest. 
(von B. Rueß)
Seit 1904 steht die kleine Kapelle am Rande des Gießbachtals bei Eglofs. Erbaut  wurde sie auf eine Initiative von Oberlehrer August  Schlienz, um hier Schülergottesdienste feiern zu können. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in der  kleinen Dorfschule nebenan die Kinder aus den Außenbezirken der Pfarreien Eglofs, St. Martin in Wangen und Deuchelried unterrichtet. Mit dem Ausbau des Schulstandorts Eglofs wurde dieses Schule in den 60er  Jahre aufgelöst. Mittlerweile wurde sie von der Gemeinde zu  privaten Zwecken veräußert. Die Kapellengemeinschaft aber blieb bestehen, ihr gehören heute rund 75 Haushaltung an. Allerdings sind die Zeiten vorbei, da die Pfarrei Eglofs Bühl als eigene Kaplaneistelle führte und als Oberlehrer Schlienz in Bühl einen zwölfköpfigen Kirchenchor leitete - überliefert ist noch ein Wallfahrtslied aus seiner Feder. Seit  25Jahren werden die Gottesdienste von den Wangener Franziskanerpatres zelebriert, mittelweile alle drei Wochen, zu Maiandachten sowie an den  "zweiten Feiertagen ":am Stephanstag, am Osternmontag und am Pfingstmontag. Außerdem wird am 8. Dezember (Mariä Empfängnis) das Patrozinium gefeiert - und zu Himmelfahrt die Kräuterweihe.

Das Fest dient, neben dem Messopfer, auch als Haupteinnahmequelle für die Unterhaltung der Kapelle. Es hat den alten Brauch ersetzt, als man zum Jahresende von Haus zu Haus ging, um Spenden zu sammeln. Die letzte grundlegende Sanierung in den 70er Jahren schlug mit rund 100 000 Mark zu Buche, erinnert sich der Vorsitzende der Kapellengemeinschaft, Franz Schmid. Dies sei nur möglich gewesen durch Zuwendung
von Kreis, Gemeinden, Pferrgemeinde und zahlreichen Spendern - ,,und kolossal viel Eigenleistung”. das Engagement der Kapellengemeinschaft ermöglichte es auch, dass das die Kapelle nach und nach weiter ausgestattet wurde. Sie verfügt heute über eine elektronische Orgel und zwei Glocken mit jeweils eigenem Läutwerk, die morgens zum ,,Betläuten” erklingen sowie mittags und abends vermelden, was die Uhr geschlagen hat. 

Keine Stunde schlug den Festgästen am Sonntag, die nach dem Festgottesdienst
begleitet  vom Eglofser Kirchenchor, beim Frühschoppen mit der Musikkapelle Siggen und
beim Kaffee und Kuchen mit den,,Carrados” zur Aufbesserung der Finanzen beitrugen.


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